Full text: Astrophysik

180 B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung 
angenommen, daß die 11 jährige Periode nicht die einzige wirksame ist, son 
dern daß sich dabei verschiedene Perioden überlagern. Untersuchungen 
hierüber liegen von R. Wolf, Schuster, Kimura u. a. vor. Letzterer nimmt 
nicht weniger als 29 Perioden an, die sich aber nach Turner durchweg als 
Unterperioden einer einzigen von 156 Jahren einordnen lassen. Alle diese 
Ergebnisse sind natürlich noch nicht spruchreif, und der bis jetzt zur Verfü 
gung stehende Beobachtungszeitraum von 150 bis 200 Jahren reicht nicht 
aus, um eine andere als die 11 jährige Hauptperiode mit Sicherheit festzulegen. 
Die täglichen Relativzahlen zeigen starke Schwankungen, als deren Haupt 
ursache die Rotation der Sonne, die ja ein plötzliches Auftauchen oder Ver- 
Abb. 126. Monatliche Relativzahlen der Fleckenhäufigkeit 1867 bis 1878. 
schwinden von Flecken oder Fleckengruppen verursacht, zu betrachten ist. 
Aber auch in den monatlichen Relativzahlen, bei denen die rein zufälligen 
Umstände zum größeren Teil bereits eliminiert sind, lassen sich noch starke 
Schwankungen erkennen, wie Abb. 126 zeigt, die die Kurve der Flecken 
häufigkeit für die Periode von 1867 bis 1878 darstellt. 
Wenn auch die Flecken auf bestimmte Zonen der Sonnenoberfläche be 
schränkt sind, so ist ihre Verteilung innerhalb derselben nicht konstant, son 
dern es läßt sich eine deutliche Abhängigkeit der Breite von der Zeit inner 
halb der 11jährigen Periode erkennen. Tritt nach dem Überschreiten des 
Minimums allmählich wieder eine größere Fleckenhäufigkeit ein, so erschei 
nen die Flecken wesentlich in höheren Breiten; im Verlaufe des weiteren 
Ganges der Periode bevorzugen sie immer mehr die kleineren Breiten bis 
zum Minimum hin, worauf wieder beim Anstieg zum Maximum die höheren 
Breiten an Häufigkeit gewinnen. 
Ein Punkt, der möglicherweise noch auf eine Jahresperiode in den Son 
ne nerscheinungen hindeuten könnte, mag noch kurz berührt werden. 
Bezüglich der Entstehung der Sonnenflecken ist die Behauptung aufge 
stellt worden, daß diese sich fast ausschließlich auf der der Erde abgekehrten 
Seite bilden. Durch Epstein ist an dem 1900—1910 gesammelten Material 
nachgewiesen worden, daß die Ansicht in der geäußerten Form jeder tat 
sächlichen Begründung entbehrt. Die scheinbar hervortretende Gesetzmäßig 
keit erklärt sich dadurch, daß wir von einem sich auf der Vorderseite der 
Sonne bildenden Fleck gewissermaßen nur das unauffällige Jugend-, von 
einem auf der Rückseite entstandenen dagegen das spätere Entwicklungs 
stadium erblicken. Eine Beeinflussung des Fleckenphänomens durch die Erde 
ist in den Beobachtungen jedenfalls nicht begründet. Dagegen wäre das 
Vorhandensein eines nahe jährlichen Umlaufs gewisser Fleckenherde auf der
	        
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