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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
sicher, da das Sonnenspektrum die schwächeren Linien so dicht gedrängt
enthält, daß beinahe für jede Metallinie eine zufällige Koinzidenz aufzufinden
ist. Ganz besonders wird aber eine derartige Untersuchung durch zwei wei
tere Umstände erschwert.
Bei den meisten Elementen sind die relativen Intensitäten der Spektral
linien von der Erzeugung des Spektrums abhängig; es können bei zwei
verschiedenen Erzeugungsarten von demselben Element zwei recht verschie
dene Spektra erhalten werden (vgl. S. 82 f.). Da nun die Temperatur auf der
Sonne eine sehr hohe ist, höher jedenfalls als sie in irdischen Leuchtquellen,
z. B. im elektrischen Bogen oder Funken, erzeugt werden kann, so ist es
durchaus denkbar, daß einzelne Elemente in der Sonne vorhanden sein kön
nen, deren abweichendes Spektrum nicht als dem betreffenden Element zu
gehörig erkannt werden kann.
Bei der spektralen Untersuchung der Elemente im Laboratorium tritt
häufig eine weitere Komplikation dadurch auf, daß es ganz unmöglich ist,
die betreffenden Elemente mit einem solchen Grade von chemischer Rein
heit herzustellen, daß im Spektrum nur die Linien dieses Elementes er
scheinen. Die Trennung der falschen Linien von den wahren erfordert zu
weilen einen sehr großen Aufwand von Mühe und Sorgfalt. Nach alledem
wird es einleuchten, daß die Aufgabe, mit Sicherheit festzustellen, ob ein
irdisches Element auf der Sonne vorhanden ist, unter Umständen sehr große
Schwierigkeiten bietet, und daß auch heute noch bei manchen Elementen in
dieser Beziehung eine Entscheidung nicht getroffen ist.
Auch der umgekehrte Fall liegt vor. Von einer recht großen Zahl der
Sonnenlinien kennt man nicht ihren Ursprung. Schon lange hatte man z. B.
im Spektrum des Sonnenrandes zwei charakteristische helle Linien, eine gelbe
und eine grüne, erkannt, die keinem irdischen Elemente entsprachen, und die
man daher nach ihrem solaren Ursprünge Helium und Koronium benannt hatte.
Das Helium ist später auch als irdisches Element im Cleveit, ja sogar in unserer
Atmosphäre gefunden worden, das Koronium dagegen bis heute noch nicht.
Das folgende Verzeichnis enthält diejenigen Elemente, deren Vorkommen
auf der Sonne mit Sicherheit festgestellt ist. Ihre Reihenfolge entspricht der
Anzahl der Linien, deren Koinzidenz mit Sonnenlinien erkannt ist. Es ist
aber hierdurch keineswegs der Grad der Feststellungssicherheit gegeben,
wie man leicht am Natrium erkennen kann, welches als erstes Sonnen
element bekannt wurde, sich aber in dem wesentlich nach einer YouNGschen
Zusammenstellung gegebenen Verzeichnis erst an 20. Stelle befindet.
Eisen
Kalzium
Silizium
Silber
Nickel
Neodym
Wasserstoff
Beryllium
Titan
Scandium
Strontium
Germanium
Mangan
Lanthan
Baryum
Zinn
Chrom
Yttrium
Aluminium
Blei
Kobalt
Niobium
Kadmium
Kalium
Kohle
Molybdän
Rhodium
Helium
Vanadium
Palladium
Erbium
Gallium
Zirkon
Magnesium
Zink
Sauerstoff
Cer
Natrium
Kupfer