194
B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Abb. 131. Umkehr der Natrium
linien im Fleckenspektrum.
besonders häufig in den FJeckenspektren verbreitert erscheinen, seien be
sonders Titan, Magnesium, Kalzium, Natrium, Vanadium, Eisen, Nickel und
Chrom hervorgehoben. Die meisten der beobachteten, in der Photosphäre
gar nicht oder nur schwach vorkommenden Bänder gehören zweifellos in
erster Linie dem Titanoxyd, dann dem Magnesium- und Kalziumhydrid an.
Wie wir später sehen werden, sind das alles Eigentümlichkeiten, die bei
den Fixsternen von den Vertretern des Sonnentypus zu demjenigen der roten
Sterne überleiten. Die Sonnenflecken gehören also einem sog. späteren
Spektraltypus an als die Photosphäre.
Umkehr und Verdoppelung einiger Linien. Neben den Absorptions
erscheinungen treten in den Fleckenspektren auch Phänomene entgegen
gesetzter Art auf, allerdings sind sie im allgemeinen auf eine geringere
Anzahl von Linien, besonders diejenigen von
Wasserstoff, Kalzium und Natrium, beschränkt.
Durch Hale ist nämlich festgestellt worden, daß
in den Flecken Verstärkungen und Abschwächun
gen von Linien unmittelbar nebeneinander be
stehen. Das ist eine Erscheinung, die den oben
ausgedrückten Zweifel, ob die Ursache der Ab
sorptionsvermehrung durch größere Dichte der
Gase oder durch niedrigere Temperatur dersel
ben zu erklären ist, in unzweideutiger Weise
im Sinne der letzten Erklärung entscheidet. Bei
größerer Dichte oder Dicke von Gasschichten kann nur Verstärkung der
Linien eintreten, während bei Temperaturabnahme, wie aus den Labora
toriumsversuchen von King in Pasadena unzweideutig hervorgeht, sowohl
Zunahme als Abnahme der Intensität einzelner Linien sogar desselben
Elements auftritt. Die Wasserstofflinien sind z. B. in den Flecken fast
stets schmaler, manchmal verschwinden sie ganz, um an einzelnen Stellen
sogar umgekehrt hell, also als Emissionslinien, zu erscheinen. Das letztere
findet in den meisten Fällen an denjenigen Stellen statt, wo sich eine sog.
Brücke über den Fleck hinzieht, doch hat man die Linien schon auf völlig
dunklen Kernflecken, in denen bei direkter Beobachtung nichts zu erkennen
war, hell gesehen. Das Auftreten heller Emissionslinien kann auf Grundlage
des Kirchhoff sehen Satzes nur dadurch erklärt werden, daß sich oberhalb
der Flecken glühende Wasserstoffmassen befinden, deren Temperatur zeit
weilig höher ist als die Temperatur derjenigen Schicht, welche innerhalb
des Flecks das kontinuierliche Spektrum erzeugt. Derartige heißere Gas
massen sind aber in den weiter unten zu besprechenden Protuberanzen ge
geben, und man hat in einzelnen Fällen tatsächlich solche Protuberanzen auf
einem Fleck genau so beobachten können wie am Sonnenrande.
Bei den Natriumlinien tritt die Erscheinung ganz anders auf als bei den
Wasserstofflinien. Dieselben kehren sich niemals in ihrer ganzen Breite um,
sondern sie erscheinen im Fleck sehr dunkel und außerordentlich verbreitert,
aber in ihrer Mitte befindet sich eine feine, sehr helle Linie. In der oben
stehenden Abb. 131, in welcher der dunklere Streifen dem Fleck entspricht,
ist dies deutlich zu erkennen.
Eine besonders gründliche Untersuchung des Fleckenspektrums ist von