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A. Die astrophysikalischen Forschungsniethoden
Ortsveränderungen zur Wahrnehmung gelangen, als auch die inneren, die
als Elektrizität, chemische Reaktion oder vor allem als Wärme in den Be
reich unserer Sinne treten, verstanden sein sollen. Die Kraft, die an der
einen Stelle oder in einer bestimmten Erscheinungsform scheinbar ver
loren geht, wird eben in andere Formen umgesetzt, auch wenn dieselben
nicht ohne weiteres oder unmittelbar wahrgenommen werden können. Die
gewaltige lebendige Kraft, die durch einen schnellfahrenden Eisenbahnzug
sich außerordentlich auffällig darbietet, ist durch scharfes Bremsen in we
nigen Sekunden scheinbar vernichtet. Aber nur scheinbar. Der größere Teil
ist durch Reibung in Wärme verwandelt worden, die sich durch Tempe
raturerhöhung der Bremsklötze, Räder und Schienen kundgibt. Ein anderer
Teil der lebendigen Kraft des Zuges hat zur mechanischen Abnutzung der
Bremsklötze und Radkränze geführt, wieder ein anderer ist in Schallwellen
umgesetzt worden usw.
Auch bei den Strahlungsvorgängen, mit denen wir uns in folgendem näher
bekannt machen wollen, kann demnach in abgeschlossenen Systemen ein
Verlust von Energie nicht stattfinden, so sehr auch manches Phänomen dies
zu beweisen scheint; die exakte Forschung ist stets in der Lage, den Verbleib
der scheinbar verlorenen Energie nachzuweisen.
Es möge nun zuerst versucht werden, ein Bild von dem Wesen und der
Ursache der Strahlung zu entwerfen, die uns die Existenz von unvorstellbar
weit entfernten Himmelskörpern verrät und gleichzeitig sogar Aufschluß über
deren physische Konstitution liefert. Daß dieses Bild vielleicht nur zeitliche
Bedeutung hat, daß es über kurz oder lang wie jede andere Hypothese einer
anderen Anschauung weichen kann, liegt auf der Hand. Gerade der ernste
Gelehrte ist sich im Gegensatz zum Laien bewußt, daß alle seine Theorien
und Hypothesen, soweit sie sich auf das Wesen der Materie und der Kräfte
beziehen, nur formale Bedeutung besitzen, daß sie zwar imstande sind, viel
leicht alle bisher beobachteten Vorgänge in ihren Rahmen zu fassen, auch
häufig bisher unbekannte Erscheinungen vorauszusagen, daß sie aber nur
ein vorübergehendes sinnliches Bild unserer gegenwärtigen Vorstellungen
geben. In dem Folgenden wollen wir ganz kurz diejenige Vorstellung von
der Ursache und dem Wesen der Strahlung entwickeln, die im wesentlichen
noch den älteren Anschauungen entspricht, an geeigneten Stellen jedoch auch
Hinweise auf neuzeitliche physikalische Ansichten einschalten.
Es wird angenommen, daß das ganze Weltall mit dem sog. Äther erfüllt
ist, der jedoch der Wahrnehmung durch unsere Sinne oder durch Instru
mente nicht zugänglich ist. Die Annahme des Äthers erscheint deshalb als
eine Notwendigkeit, weil die Fortpflanzung von Kräften (z. B. der Gravi
tation) durch den absolut leeren Raum für uns unvorstellbar wäre. Cha
rakterisiert wird der Äther durch folgende Eigenschaften: Er ist überall im
Weltall vorhanden, auch im Innern der Materie, die er vollkommen durch
dringt. Der Bewegung der Materie setzt er keinen Widerstand entgegen. Er
ist schließlich absolut elastisch, d. h. die Fortpflanzung von Kräften erfolgt in
ihm ohne Energieverlust. Uns interessiert er hier als Träger der Strahlungen,
die von der Materie ausgehen. Nach der atomistischen Theorie besteht diese
aus kleinsten Teilchen, den Atomen, die in der Verschiedenheit ihres Auf
baus der Reihe der chemischen Elemente entsprechen.