I. Physikalische und physiologische Grundlagen
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Die Wärme ist nun eine Art von periodischer Bewegung, die sich inner
halb der Materie abspielt, sei es in dem Sinne, daß die Atome als solche
periodische Bewegungen ausführen, oder daß auch noch elektrische Schwin
gungen (Rotationen) innerhalb der Atome stattfinden. Wie auch diese Be
wegung beschaffen sein mag, so viel ist auf Grundlage der angeführten An
nahmen sicher, daß sie den umgebenden Äther in Mitleidenschaft zieht und
in ihm einen Schwingungszustand erzeugt, den man Strahlung nennt, die sich
dann wegen der absoluten Elastizität des Äthers ohne Verlust in den Raum
hinein bis zu unvorstellbar weiten Entfernungen fortpflanzt.
Lichtschwingungen. Es ist eine allgemeine Eigenschaft elastischer Me
dien, periodische Schwingungen fortzupflanzen und damit Energie von einem
Orte zum anderen zu führen. Es sei hier an das bekannte Beispiel des
Schalles erinnert. Wird eine Stimmgabel angeschlagen, so sieht man deut
lich die Schwingungen der Zinken; die umgebende Luft wird ebenfalls in
Schwingungen versetzt, welche sich fortpflanzen und, wenn sie in unser Ohr
gelangen, die sinnliche Wahrnehmung eines Tones erwecken. Die Hin- und
Herbewegung der Stimmgabelzinken bewirkt fortgesetzte Verdichtung und
Verdünnung der Luft, d. h. die Luftteilchen bewegen sich beim Schwingen
in der Fortpflanzungsrichtung des Schalles hin und her, es entstehen Longi
tudinalwellen. Die inneren Wärmebewegungen der Körper verursachen gleich
falls eine periodische Bewegung der Ätherteilchen, die jedoch senkrecht zur
Fortpflanzungsrichtung vor sich geht, es entstehen Transversalschwingungen,
wie sie in einer gespannten Violinsaite auftreten. In der beistehenden Abb. 1
möge die Pfeilachse die Richtung der Strahlung, den Strahl, darstellen. Dann
ändern die Ätherteilchen ihre Lage in der Strahlrichtung gar nicht, sondern
sie schwingen senkrecht zum Strahl nach allen Richtungen, wie es für die
Papierebene die senkrechten Striche andeu
ten. Die Entfernung von b bis b stellt eine
Wellenlänge dar. Wie bereits angedeutet,
verlaufen für gewöhnlich die Schwingungen
nicht in einer bestimmten Ebene wie in
Abb. 1, sondern in schnellem Wechsel in allen möglichen Ebenen; die Er
scheinungen, die bei der Absonderung bestimmter Schwingungen entstehen,
faßt man unter dem Namen Polarisation zusammen. Die Figur würde eine
in einer Ebene geradlinig polarisierte Schwingung darstellen, und wir wollen
an dieser einfachsten Vorstellung vorläufig festhalten.
Ein recht vollständiges Bild des Strahlungsvorgangs erhält man durch
die Betrachtung der Erscheinungen, die ein in ruhiges Wasser geworfener
Stein auf der Oberfläche des Wassers erzeugt. Man sieht dabei deutlich,
wie sich die Wellen in Kreisen von dem Erregungszentrum aus fortpflanzen.
Die Wasserteilchen selbst ändern hierbei ihre Entfernung vom Zentrum
nicht, sondern sie schwingen senkrecht zur Fortpflanzungsrichtung auf
und ab. In einem solchen Kreise herrscht für einen gegebenen Moment
die gleiche Schwingungsphase, der Wellenberg z. B. ist ein geschlossener
Kreis. Man kann an diesem Bilde auch deutlich erkennen, daß die Ver
bindungslinie von Erregungszentrum und einem Punkte der kreisförmigen
Welle, der Strahl, an sich nichts Reelles ist. Bei streng mathematisch-physi
kalischen Betrachtungen im Raume darf daher nur die Wellenfläche einge
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Abb. 1. Wellenlänge des Lichtes.