V. Die Sonne
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Abb. 155. Strahlenbrechung in
einer Atmosphäre.
Abb. 156. Strahlenbrechung bei
sehr großer Dichte der Atmosphäre.
Erscheinung der astronomischen Refraktion in unserer Erdatmosphäre er
innert zu werden. In der untenstehenden Abb. 155 stelle der innere Kreis
einen Durchschnitt durch die Erdoberfläche dar, der äußere die Begrenzung
der von außen nach innen an Dichtigkeit zunehmenden Erdatmosphäre. Ein
von dem Stern S ausgehender Lichtstrahl trifft schräg auf die Atmosphäre
bei E und wird nun immer mehr von seiner geradlinigen Bahn abgelenkt,
so daß er eine nach unten gerichtete, immer stärker werdende Krümmung
zeigt und bei B die Erdoberfläche erreicht. Ein dort befindlicher Beobachter
sieht natürlich den Stern in der geradlinigen
Verlängerung der Richtung, die der Lichtstrahl
beim Eintreffen ins Auge hat, also in
Es ist nun klar, daß nichts in der Abb. 155
> geändert wird,
wenn das Licht
nicht vom Stern
ausgeht und
nach B gelangt,
sondern wenn
es von B in der
Richtung B
ausgeht; der be
treffende Strahl
tritt aus der At
mosphäre bei E aus und geht dann in der Richtung ES geradlinig weiter.
Man kann sich nun leicht vorstellen, daß bei einer viel höheren und am
Boden dichteren Atmosphäre ein von B schräg ausgehender Strahl eine so
starke Krümmung erleidet, daß er gar nicht aus der Atmosphäre herauslreten
kann, sondern wieder auf dieselbe zurücktrifft, oder, weniger extrem, einen
sehr weiten Weg durch die Atmosphäre durchläuft, bis er sie schließlich an
einer weit entfernten Stelle verläßt.
In der Abb. 156 sei ein Gasball angenommen, dessen Dichtigkeit von
innen nach außen abnimmt. Wir wollen in demselben drei durch die Kreise
1 , 2 und 3 bezeichnete Schichten annehmen, von denen 3 die äußere Grenze
der Atmosphäre bedeutet. Der von der Schicht 1 schräg ausgehende Licht
strahl erfährt eine so starke Krümmung, daß er nicht aus der Atmosphäre
austreten kann, d. h. Licht, welches von dem Punkte a in der angegebenen
Richtung austritt, kann überhaupt nicht von außen wahrgenommen werden.
Das unter dem gleichen Winkel bei b ausgehende Licht gelangt dagegen,
nachdem es etwa den halben Umfang der Gaskugel durchlaufen hat, fast
tangential die Kugel verlassend nach außen. Zwischen diesen beiden Schich
ten befindet sich nun eine andere, von welcher aus das Licht genau tangential
heraustreten kann; diese Schicht muß also optisch als eine scharfe Grenz
schicht erscheinen. Da in einer Kugel diese Schicht symmetrisch liegt, so
muß, von einem Punkte außerhalb gesehen, die Gaskugel als eine scharf
begrenzte kreisrunde Scheibe erscheinen, genau wie dies bei der Sonne der
Fall ist.
Da nun das Spektrum der Photosphäre oder dieser Grenzschicht konti
nuierlich ist, so nehmen die Anhänger der Schmidt sehen Sonnentheorie an,