Full text: Astrophysik

232 
B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung 
von dieser Stelle ein Strahl aus, an dessen Seiten sich dunkle Räume an 
schließen, eine Erscheinung, die gleichfalls an der Korona häufig beobachtet 
wurde. 
In atmosphärischer Luft sind die Strahlen blaßrot gefärbt, im Wasser 
stoff zeigen sie dagegen eine matte Silberfarbe; das Spektrum ist in diesem 
Falle kontinuierlich. Diese letztere Tatsache ist allerdings sehr bemerkens 
wert; sie würde eine Erklärung des kontinuierlichen Spektrums der Korona 
auf gänzlich anderem als dem bisherigen Wege gewähren. 
15. DieTemperaturderSonne. Elektromagnetische Fernwirkungen. 
Für die Temperatur der Sonne ist bereits bei Behandlung der Strahlungs 
messung ein genäherter Wert angegeben worden. Der Ausdruck Temperatur 
der Sonne ist zunächst ein unrichtiger, da von einer einheitlichen Temperatur 
eines nach innen immer dichter werdenden Gasballes keine Rede sein kann. 
Die Temperatur der äußeren Teile der Sonne muß niedriger sein als die 
jenige des Innern; denn die äußeren Teile der Sonne strahlen in den Welt 
raum aus, kühlen sich also ab; daß diese Abkühlung nicht bis unter 
die Glühtemperatur erfolgt, liegt an der Zufuhr von Wärme, die in irgend 
einer Weise, vielleicht in Form von Konvektionsströmen, von innen nach 
außen befördert wird, so daß sich Strahlungsgleichgewicht, d. h. ein ungefähr 
stationärer Zustand zwischen Wärmeabgabe und -zufuhr herstellt. 
Die effektive Sonnentemperatur. Da Schlüsse über die Temperatur der 
Sonne nur aus der Natur der uns zugehenden Strahlung gezogen werden 
können, so kann es sich bei dem Ausdruck Temperatur der Sonne nur um 
die Temperatur derjenigen Schicht der Sonne handeln, von welcher die Strah 
lung im wesentlichen ausgeht, d. h. der Photosphäre. Damit ist aber die 
Ungenauigkeit des Ausdrucks keineswegs behoben. Die verschiedenen Kör 
per haben ein verschiedenes Emissionsvermögen, das sogar im allgemeinen 
mit der Temperatur veränderlich ist; solange man also nicht weiß, welcher 
Körper oder welches stoffliche Gemenge in der Photosphäre strahlt, kann eine 
exakte Temperaturbestimmung überhaupt nicht vorgenommen werden. Ge 
nau bekannt ist nur die KmcHHOFFSche Funktion, das Strahlungsgesetz für 
den absolut schwarzen Körper, und es bleibt daher, wie dies bereits auf 
S. 134 auseinandergesetzt ist, nichts anderes übrig, als dieses Gesetz zu ver 
wenden und damit zunächst das Problem der Temperaturbestimmung auf 
die Ermittelung der sogenannten effektiven Temperatur zu reduzieren, der 
jenigen Temperatur also, welche die Sonne haben würde, wenn sie ein ab 
solut schwarzer Körper von gleichen Dimensionen und dem gleichen Strah 
lungseffekt wie die Sonne wäre. Es soll also im folgenden unter der kurzen 
Bezeichnung Sonnentemperatur stets diese effektive Temperatur, und zwar 
absolute Temperatur, verstanden werden. 
Die KmcHHOFFSche Funktion oder die Planck sehe Strahlungsgleichung 
läßt sich, wie wir bereits S. 73 f. gesehen haben, in mehrere Gesetze zerlegen, 
nach denen die Temperaturbestimmung vor sich gehen kann. Wird die Ge 
samtstrahlung gemessen, so hängt dieselbe mit der Temperatur durch das 
einfache Stefan sehe Gesetz zusammen, nach dem die Strahlung der vierten 
Potenz der Temperatur proportional ist. Es kann ferner eine beliebige Strah
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.