V. Die Sonne
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Verteilung des Erdmagnetismus, da sie die Ost-Westströme seitlich ablenken-
Die Ursache der täglichen und jährlichen Variationen des Erdmagnetismus
ist allerdings hauptsächlich in elektrischen Strömungen zu suchen, die weit
oberhalb der Erdrinde in den höchsten Schichten unserer Atmosphäre auf-
treten.
Eine einheitliche Ursache mögen die erwähnten elektrischen Ströme nicht
besitzen; aus ihren Beziehungen zu der Sonnentätigkeit geht jedoch hervor,
daß wir ihre Hauptquelle in der
Sonne selbst zu suchen haben.
Daß in dem Stromverlauf im
wesentlichen die Ost-Westrich
tung vorherrschen muß, ist
selbstverständlich, da die haupt
sächlichste Änderung durch die
wechselnde Bestrahlung der ro
tierenden Erde bedingt ist.
Welcher Art nun die Ein
wirkung der Sonne ist, beson
ders, wie der Zusammenhang
der magnetischen Gewitter mit
der Rotation der Sonne zu
stande kommt, ist sehr schwie
rig festzustellen. Eine direkte
magnetische Wirkung ist aus
geschlossen, denn selbst wenn
die Sonne ein Stahlmagnet
wäre, würde sie nicht entfernt
die tatsächlich vorhandenen
Einwirkungen ausüben können. Schuster nahm daher an, daß die Energie,
welche zu den magnetischen Stürmen verbraucht wird, überhaupt nicht von
der Sonne herkommt, sondern terrestrischen Ursprungs ist und durch die
Sonne nur relaisartig ausgelöst wird. Als Energiequelle betrachtete er dabei
die lebendige Kraft, die durch die Rotation der Erde gegeben ist.
Mit den magnetischen Stürmen stehen die Polarlichter in direkter Bezie
hung, und zwar in dem Sinne, daß, abgesehen von den höheren Breiten,
starke Polarlichterscheinungen stets mit magnetischen Stürmen verbunden
sind. Es ist hieraus ohne weiteres zu schließen, daß die Polarlichterschei
nungen auch mit der Sonnenfleckenperiode Zusammenhängen müssen, und
es sind vielfache Untersuchungen hierüber angestellt worden. Hierbei
hat sich mit völliger Sicherheit ein Parallelismus im Gange der Häufigkeit
der Sonnenflecken und derjenigen der Polarlichter ergeben. Vergleicht man
die jährlichen Summen der Polarlichter mit den Wolf sehen Relativzahlen,
so ergeben sie sogar schärfer ausgeprägte Maxima und Minima als die
Relativzahlen.
In betreff des Zusammenhanges der einzelnen hervorragenden Flecken
erscheinungen mit den Polarlichtern ist etwa dasselbe zu sagen, wie bei den
magnetischen Stürmen. Es finden zuweilen, wie bei den hellen auch in
Mitteleuropa beobachteten Nordlichtern vom 22. und 23. März 1920 und vom
S ch ei ne r-G raf f , Astrophysik. 3. Aufl. 16
Abb. 161. Nördlichtkrone vom 23. März 1920 (nach
phot. Aufnahme von Stürmer).