Full text: Astrophysik

V. Die Sonne 
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Bereits im Jahre 1893 hatte der Däne Paulsen auf die Kathodenstrahlen 
als eigentliche Ursache der Polarlichter und magnetischen Störungen hinge 
wiesen, wobei er den Herd der Erscheinung allerdings noch in den Erdkörper 
verlegte. Die ganze Frage ist dann in großzügiger Weise von Birkeland 
und Stürmer aufgegriffen und praktisch wie theoretisch mustergültig durch - 
gearbeitet worden. Es erscheint danach heute als gesichert, daß alle erdma 
gnetischen Störungen, die Erscheinung der Polarlichter mit eingeschlossen, 
durch eine von der Sonne ausgehende Strahlenart hervorgerufen werden, die 
mit den Kathodenstrahlen identisch oder mindestens damit eng verwandt ist. 
Aus Laboratoriumsversuchen ist ja bekannt, daß Kathodenstrahlen ver 
dünnte Luft zum Leuchten bringen. Damit wäre auch die Erscheinung der 
Polarlichter einwandfrei erklärt, wobei angesichts der Ablenkung der Strahlen 
durch die magnetischen Kraftlinien der Erde der nächtliche Leuchtvorgang 
seine einwandfreie Deutung findet. Dabei ist die Stürmer-Birkeland sehe 
Theorie derartig durchgearbeitet, daß sie nicht nur die Zonen der größten 
Polarlichthäufigkeit, sondern auch die beobachteten Formen der Erscheinung, 
die Streifen, Bögen, Schweife, Draperien usw. zu erklären vermag. 
In der neuesten Zeit ist die Frage aufgeworfen worden, ob nicht einige 
allerdings nicht sehr wesentliche Unstimmigkeiten sich dadurch beseitigen 
ließen, wenn man an Stelle der negativen Kathodenstrahlen eine positive Art, 
also etwa die bei dem Zerfall der Radiumelemente auftretenden «-Strahlen 
in die Theorie einführte. Tatsächlich schienen eine Weile durch Annahme 
einer positiven Strahlengattung alle Schwierigkeiten behoben, ja sogar das 
Spektrum der Nordlichter genau dargestelltzu sein. Der Nachweis von Stark, 
daß die ganz rätselhafte, eine Zeitlang sogar einem irdischen Koronagase, 
dem Geokoronium zugeschriebene grüne Hauptlinie des Nordlichts im Stick 
stoffspektrum sofort auftritt, wenn der Leuchtvorgang durch positive Strahlen 
hervorgerufen wird, galt als beste Stütze der Theorie. Die betreffende Doppel 
linie des Stickstoffs liegt jedoch bei A 5560 und 5565, während die helle 
Nordlichtlinie nach Slipher nach A 5578.0 zu verlegen ist. Damit kann die 
Frage nach dem speziellen Charakter der von der Sonne emittierten elektri 
schen Strahlen noch nicht als gelöst gelten. An der Tatsache der Emissionen 
selbst ist natürlich kein Zweifel mehr möglich. 
Für die Physik unseres Zentralgestirns sind alle diese Feststellungen natur 
gemäß von der größten Bedeutung. Sie zeigen, daß von der Sonne neben 
den bisher bekannten in diesem Abschnitt geschilderten Energien noch ge 
waltige Mengen von materiellen elektrisch geladenen Teilchen in den Welt 
raum hinausgeschleudert werden, von denen man früher nicht einmal etwas 
geahnt hat. Die astrophysikalischen Folgerungen aus diesem schönen Er 
gebnis der neueren Geophysik sind jedenfalls vorläufig noch nicht zu übersehen. 
Schlußbetrachtungen. Mit dem in diesem Abschnitt Dargelegten haben 
wir versucht, ein Bild von dem jetzigen Zustande der Forschungen über 
unseren Zentralkörper, den einzigen uns nahen Fixstern, zu geben. Wegen 
des ungeheuren Umfangs dieser Forschungen kann es sich dabei nur um 
ein Bild handeln, das als solches von subjektiver Anschauung nicht frei sein 
kann. Die Abweichungen in dieser Beziehung gehen, wie wir gesehen haben, 
bis zu den größten Extremen, in denen sogar die Grundlagen verschieden sind. 
Die einen nehmen das, was sie auf der Sonne sehen, als reell an, es sind
	        
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