248
B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Oberfläche, sowie zwischen Tag und Nacht zur Geltung kommen; beson
ders würden auf den äußeren Planeten Saturn, Uranus und Neptun der
artige Unterschiede über
haupt nicht mehr in merk
licher Weise vorhanden sein.
Merkur. Merkur ist der
sonnennächste und gleich
zeitig der kleinste aller Pla
neten. Seine mittlere Ent
fernung von der Sonne be
trägt 58000000 km, doch
ändert sich diese Entfer
nung sehr stark wegen der
großen Bahnexzentrität (0.206). Sein Durchmesser beträgt 4800 km, seine
Dichtigkeit kommt derjenigen der Erde, dem dichtesten der Planeten, mit
1.1 ziemlich nahe. Die Umlaufszeit beträgt 88 Tage.
Wegen seines geringen Abstandes von der Sonne ist er immer nur kurze
Zeit und auch dann nur bei tiefem Stande, also unter ungünstigen Umstän
den zu beobachten, daher weiß man auch in betreff seiner Oberflächenbe
schaffenheit nur wenig. Es sind wohl hin und wieder Flecken auf ihm be
obachtet worden, die aber stets sehr verwaschen erscheinen. Schjaparelli
hat aus ihrer Verfolgung auf die Gleichheit der Rotation und Umlaufszeit
geschlossen, also auf einen Zustand, der bei unserem Monde als das End
resultat von Flutwirkungen der Erde notwendig erscheint. Ähnlich zwin
gende Gründe liegen bei Merkur nicht vor, wie ja überhaupt die Frage
seiner Rotationszeit noch nicht als entschieden gelten kann.
Das Spektrum des Merkur ist visuell von Vogel, photographisch von
Lowell u. a. untersucht worden. Es entspricht vollständig dem Sonnenspek
trum, nur scheinen die Wasserdampflinien unserer Atmosphäre im Merkur
spektrum etwas stärker zu sein, als im Spektrum von Fixsternen, die sich in
gleicher Höhe über dem Horizont befinden. Im photographischen Teile des
Spektrums konnte in bezug auf die Linien nur vollständige Übereinstimmung
mit dem Sonnenspektrum konstatiert werden. Aus diesen Beobachtungen
kann nur der Schluß gezogen werden, daß Merkur vielleicht eine Atmosphäre
besitzt, in der Wasserdampf vorhanden ist. Jedenfalls ist aber die Atmo
sphäre außerordentlich dünn.
In bezug auf die physische Konstitution des Merkur sind die photometri
schen Ergebnisse von größerer Sicherheit als die spektroskopischen. Die
scheinbare Helligkeit Merkurs ist starken Schwankungen unterworfen, die
einmal durch die starke Exzentrizität der Bahn bedingt sind, hauptsächlich
aber durch die stark wechselnde Entfernung von der Erde und durch die
Phasenbildung. Nach den Beobachtungen von Müller kann seine Helligkeit
von 1.1 m bis — 1.2 m , d. h. von der Helligkeit Aldebarans bis zu der des
Sirius schwanken. Er würde also ein sehr auffallendes Objekt sein, wenn
er am Nachthimmel zu beobachten wäre, während er für gewöhnlich ohne
besondere Anstrengung gar nicht mit bloßem Auge zu erkennen ist; so soll
ihn z. B. Kopernikus trotz aller Bemühungen niemals gesehen haben. Seine
Phase schwankt wie beim Monde zwischen 0° und 180°, doch hat er im all
Planet
Mittlere
Entfernung
Strahlung
i. Gr.-Kal.
Strahlungs
effekt
Merkur
0.39
12.8
563°
Venus
0.72
3.8
167
Erde
1.00
2.0
88
Mars
1.52
0.8
35
Jupiter
5.20
0.07
3
Saturn
9 54
0.02
0.9
Uranus
19.18
0.005
0.2
Neptun
30.05
0.002
0.1