Full text: Astrophysik

VI. Die Planeten, Monde und Kometen 
Saturn. Der durch sein Ringsystem besonders interessante Planet Sa 
turn erscheint durchschnittlich als Stern erster Größe; seine Helligkeit ist 
jedoch, abgesehen von der durch die wechselnde Entfernung der Erde 
bedingten Schwankung, einer weiteren periodischen Änderung unterwor 
fen, die von der Lage der Ringebene zur Erde abhängt. Während eines Um 
laufs des Planeten passiert die Erde zweimal die Ringebene, wobei der Ring 
wegen seiner sehr geringen Dicke fast unsichtbar wird (zuletzt 1920 und 
1921); zu allen übrigen Zeiten trägt das vom Ring reflektierte Licht zur Ge 
samthelligkeit bei, und zwar 
der 
um so mehr, je weiter 
Ring geöffnet erscheint. 
Nach den Beobachtungen 
von Müller beträgt der Zu 
wachs der Saturnhelligkeit 
durch die Ringe im Maximum 
ungefähr eine Größenklasse; 
die mittlere Oppositionshellig 
keit Saturns ohne Ringe wurde 
zu 0.89 m gefunden. Bezeich 
net man mit e den Elevations 
winkel der Erde über der 
Ringebene, so ergibt sich die 
Gesamthelligkeit zu: 
0.89 m — 2.597 sine 
-f- 1.253 sin 2 e. 
Abb. 182. Grundriß des Saturnsystems. 
Der Phasenwinkel kann 
bei Saturn im Maximum nur 
den Wert 6° erreichen, wonach 
ein merklicher Einfluß der Phase nicht zu erwarten wäre; nach den Pots 
damer Beobachtungen ist ein solcher Einfluß aber doch zu erkennen, indem 
die Zu- oder Abnahme der Helligkeit 0.044 Größenklassen für jeden Grad 
des Phasenwinkels beträgt. 
Als Albedo resultiert der hohe Wert 0.7, welcher der Albedo der Venus 
gleich kommt. Daß es sich auch bei Saturn um eine Reflexion der Licht 
strahlen von einer Wolkenschicht handelt, ist bereits hiernach anzunehmen. 
Die Farbe des Planeten ist stark gelb; der Farbenindex beträgt + l.l m . 
Die spektroskopischen Beobachtungen von Vogel, Keeler, Lowell u. a. 
führen zu dem übereinstimmenden Resultat, daß das Saturnspektrum dem 
Jupiterspektrum vollständig ähnlich ist (Abb. 185), besonders in bezug auf 
die Verstärkung der tellurischen Bänder und das Auftreten des starken Ab 
sorptionsbandes im Rot bei der Wellenlänge A 6180. Die allgemeine Ab 
sorption ist besonders stark im Blau und Violett, wodurch die rötliche Farbe 
der Planetenkugel ihre Deutung findet. Merkwürdigerweise ist der Ring, in 
dessen Spektrum keine Spur des Absorptionsbandes im Rot erkannt werden 
konnte, der also keine Atmosphäre hat, nicht merklich weißer getönt. 
Über die Oberfläche Saturns ist nur wenig mehr zu sagen, als daß sie 
der des Jupiter sehr ähnelt. Im normalen Zustande ist die Äquatorgegend 
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