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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
heil; es schließen sich daran auf beiden Halbkugeln matte abwechselnd dunkle
und helle Streifen, die meist nur geringen Veränderungen unterworfen sind.
Wood hat 1914 den Versuch unternommen, die Natur dieser Streifen ähn
lich wie beim Monde (S. 268) auf dem Wege der monochromatischen Auf
nahmen näher zu ergründen. Auf den violetten und ultravioletten Photo
grammen erscheint dabei seltsamerweise die visuell so helle Äquatorzone
des Saturn auffallend dunkel, was Wood darauf zurückführt, daß der innere
Kreppring als breite, die violetten Strahlen stark dämpfende Staubwolke
sich bis zum Planetenkörper ausdehnt. Da auf den Aufnahmen auch die
südliche Polkappe — hier in Übereinstimmung mit dem visuellen Eindruck
am Fernrohr — außerordentlich dunkel auftritt, wird man die Ursache wohl
eher in die Atmosphäre des Planeten zu verlegen haben und annehmen,
daß diese zonenweise verschiedene selektive Absorptionsverhältnisse auf
weist.
Die Rotationsdauer des Saturn läßt sich am besten an hellen Flecken
beobachten, die hin und wieder (zuletzt 1903) auf dem Planeten auftreten,
aber meist rasch verschwinden. Sie beträgt am Äquator etwa 10V 4 Stunden.
Ein bestimmtes Rotationsgesetz, wie bei Jupiter, scheint noch nicht gefunden
zu sein; dagegen ist mehrfach beobachtet worden, daß sich die Rotations
geschwindigkeit desselben Flecks im Laufe der Zeit geändert hat.
Die Saturnringe sind nicht von gleichförmiger Helligkeit (Abb. 182); jeden
falls ist der innere Ring der hellste, etwa von der gleichen Helligkeit wie
die Äquatorgebiete der Saturnkugel; auf photographischen Aufnahmen er
scheint er sogar heller, so daß die Albedo des Ringes hier mindestens der
jenigen des Saturn selbst gleichzusetzen ist. Bei der gleich zu besprechen
den Konstitution des Ringes läßt sich dies nur schwer vorstellen; man muß
schon zu der weiteren Annahme greifen, daß die betr. Ringteile eine stark
glänzende Oberfläche besitzen. Die Helligkeit des inneren Ringes nimmt
übrigens nach der Planetenkugel zu stark ab, bis sie ziemlich plötzlich in
den matten durchscheinenden Kreppring übergeht. Daß auch der äußere
Ring jenseits der sog. ÜASsiNitrennung durchscheinend ist, zeigen Beobach
tungen von Sternbedeckungen und photographische Aufnahmen des Pla
neten (Tafel V).
Die Dimensionen des Ringsystems sind auch für den Astrophysiker von
Interesse. Nach den Messungen von Hall, Dyson, Barnard, Lewis und
See betragen sie im mittleren Oppositionsabstand:
Äußerer Ring A, Außendurchmesser 40.03"
„ „ „ Innendurchmesser 34.86
Innerer Ring B, Außendurchmesser 33.89
„ „ „ Innendurchmesser 25.74
Kreppring C, „ 20.56
Saturn, Äquatordurchmesser 17.63
Nach diesen Messungen ist der Grundriß des Systems in Abb. 182 gezeichnet.
Es ist heute durch die dynamischen Untersuchungen von Hirn, Roche,
Maxwell u. a. mit Sicherheit nachgewiesen, daß ein starrer Ring nicht stabil
sein kann. Der Saturnring dürfte also aus einer großen Zahl von kleinen
Körperchen bestehen, die unabhängig voneinander ihre Bahnen als Monde