VI. Die Planeten, Monde und Kometen
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Beimischung von Stickstoff, woraus hervorgeht, daß das Kopf- und Schweif
spektrum im wesentlichen den gleichen nur unter verschiedenen Druck
verhältnissen leuchtenden Gasen angehören. Wenn dabei auch noch nicht
alle Kohlenmonoxydlinien (in Wirklichkeit handelt es sich auch hier um
komplizierte Bänder) in den Schweifspektren nachgewiesen sind, so stim
men doch die Lage und die Helligkeitsverhältnisse der Linien derartig
überein, daß an einem identischen Ursprung der Emissionen nicht zu zweifeln
ist. Daß man erst verhältnismäßig spät auf die Lösung des Problems ge-
k 6500 6000 5500 5000 4500
Abb. 189. Spektra von Kohlenmonoxyd: a) Swanspektrum, b) CO-Spektrum bei
niederem Druck, c) CO-Spektrum bei höherem Druck. (Nach Fowler.)
kommen ist, hat seinen Grund in der Überlagerung der Liniengruppen im
CO-Spektrum (Abb. 189), ferner darin, daß nicht zwei Kometenspektra völlig
identische Linien geben.
Das kontinuierliche Spektrum der helleren Kometen stammt zweifellos in
erster Linie vom Kern her. Trotz Fehlens einer Phasenbildung wird man
das Licht hauptsächlich als reflektiertes Sonnenlicht aufzufassen haben, nach
dem es schon Huggins gelungen war, von den Kometen der Jahre 1881
und 1882 Spektralaufnahmen zu erhalten, die einige Fraunhofer sehe Linien
zeigten. Die bisherigen, allerdings recht spärlichen Polarisationsbeobach
tungen verraten gleichfalls die Existenz von reflektiertem Licht, wenn es
auch nicht möglich ist, hiernach zu entscheiden, welcher Betrag vom Gesamt
licht dem reflektierten zukommt, da ja bei der Reflexion immer nur ein Teil
betrag des reflektierten Lichts polarisiert wird.
Während in den meisten Fällen das Kometenspektrum sich so, wie be
schrieben, verhält, treten bei großen Kometen und beträchtlicher Annäherung
an die Sonne noch die Spektra anderer Elemente auf. Zum ersten Male
wurde dies bei dem Wells sehen Kometen des Jahres 1882 gleichzeitig von
Vogel, Duner, Bredichin u. a. beobachtet; diese fanden im Spektrum eine
helle gelbe Linie, die sich mit der Natriumlinie als identisch erwies, wie be
sonders ihre Trennung in zwei Komponenten zeigte. Das Leuchten des
Natriumdampfes war ein so intensives, daß bei weit geöffnetem Spalt der
Kopf des Kometen im Natriumlicht seiner Form nach erkannt werden konnte,
ähnlich wie eine Sonnenprotuberanz im Lichte einer Wasserstofflinie. Es ist
nun sehr bemerkenswert, daß bei diesem Kometen, der der Sonne bis auf
9 Mill. km nahegekommen ist, die Kohlenoxydbänder immer schwächer
wurden, je heller die Natriumlinie erschien. Dieselbe Erscheinung war bei
dem großen Septemberkometen desselben Jahres sowie bei den Kometen
1910 I, 1910 II (Halley) und 1911 III (Beljawski) zu beobachten; auch hier
war eine deutliche Abhängigkeit der Intensität des Kohlenoxydspektrums