298
B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
vom Natriumspektrum zu konstatieren, in Übereinstimmung mit den ent
sprechenden Versuchen im Laboratorium. Befindet sich in einer Geissler-
schen Röhre Kohlenoxyd und eine kleine Menge metallischen Natriums, so
verschwindet beim Erhitzen des Natriums das Kohlenoxydspektrum gänzlich
neben der intensiv auftretenden Natriumlinie. Damit sind auch die bei Ko
meten vorkommenden gelben und blauen Färbungen auf das Hervortreten
der Natriumlinie bzw. des blauen und grünen Kohlenmonoxydbandes zurück
geführt.
Der große Septemberkomet des Jahres 1882 ist der Sonne ungewöhn
lich nahe gekommen, nämlich auf weniger als 500000 km. Er wurde dabei
so hell, daß er dicht neben der Sonne am hellen Tage beobachtet werden
konnte. Kurz nach dem Perihel wurden von Copeland und Lohse in sei
nem Spektrum außer der Natriumlinie noch fünf andere helle Linien in Gelb
und Grün beobachtet, die dem Eisenspektrum angehörten. Da die Strahlung
der Sonne in dieser Nähe durchaus ausreicht, um Eisen zum Verdampfen
zu bringen, so ist die Beobachtung an sich verständlich; immerhin aber
muß es merkwürdig erscheinen, daß nicht die Linien der leichter zu ver
flüchtigenden Metalle, wie Kalzium, Magnesium usw., bemerkt worden sind,
deren Gegenwart doch bei dem nahen Zusammenhänge zwischen Kometen
und Meteoren sehr wahrscheinlich ist.
Daß das Kometenproblem neben den astrophysikalischen Schwierigkeiten
auch noch viele rein mechanische Unklarheiten birgt, ist bekannt. Hierzu
gehören in erster Linie die wiederholt beobachteten Teilungen von Kometen
in mehrere Bestandteile (Komet Bjela, Komet 1889 V u. a.), ferner die Tat
sache, daß diese Gestirne trotz ihrer oft ungeheuren Dimensionen so gut
wie massenlos sind. Selbst bei sehr nahen Begegnungen mit Planeten oder
deren Satelliten ist noch nie die geringste Störung von Bahnelementen durch
einen Kometen beobachtet worden. Nach der Trennung des Kometen 1915 III
(Taylor) in zwei Bestandteile konnte H. Thiele eine Art Umlaufsbewegung
der beiden Komponenten feststellen, die auf eine Gesamtmasse von 1:10 10
der Sonnenmasse schließen ließ, und Orloff fand auf anderem Wege für
den Kern des HALLEYSchen Kometen die Grenzwerte 1 :210 4 und 1 :6• 10’;
doch handelt es sich in beiden Fällen um die ersten noch sehr unsicheren
Versuche einer Massenbestimmung.
Die Kometentheorien. Wenden wir uns zur Erklärung der an den Ko
meten beobachteten Erscheinungen, so ist die Grundlage jeder Theorie un
mittelbar durch die direkten Beobachtungen gegeben. Die Materie der Ko
meten ist wie jede andere der Schwerkraft unterworfen, so daß jeder Komet
einen Kegelschnitt um die Sonne beschreibt, der durch die Anziehung der
Planeten mehr oder weniger starke Störungen erleidet. Unter dem Einflüsse
der Sonnenstrahlung entwickeln sich aus der Materie des Kerns Gase, die
sich zunächst ungefähr nach der Sonne zu ausbreiten, dann aber einer Kraft
wirkung ausgesetzt sind, die, umgekehrt wie die Schwererichtung, von der
Sonne weggerichtet ist. Diese ausgestoßene Materie unterliegt dann der
vereinigten Wirkung ihrer ursprünglichen Bahnbewegung und einer von der
Sonne ausgehenden Repulsivkraft und bildet den Schweif, der stets in der
Bahnebene des Kometen liegt. Das ist die Grundlage der Kometentheorien,
die, von Olbers und Bessel begründet, die Schweiferscheinungen bereits