VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
315
Während gegenüber diesen Leistungen alle älteren Arbeiten dieser Art in
den Hintergrund treten, hat ein anderes Helligkeitsverzeichnis, obwohl es eine
Wiederholung eines Teiles der Harvard-Durchmusterung darstellt, eine wich
tige selbständige Bedeutung erlangt. Es ist dies die Potsdamer Photometrische
Durchmusterung von Müller und Kempf, die alle BD-Sterne der nördlichen
Halbkugel bis zur Größe 7.5 m enthält und 14200 Nummern umfaßt. Die
Genauigkeit der mit dem ZöLLNERSchen Photometer erhaltenen Beobachtungen
ist die größte bis jetzt in so umfangreichen Unternehmungen erreichte; der
wahrscheinliche Fehler einer im Katalog angegebenen Größe dürfte ± 0.04 m
betragen. Den Hauptwert dieser fundamentalen Durchmusterung macht die
nahe vollständige Vermeidung von systematischen Fehlern aus. Eine Fort
setzung des Kataloges bis —15° Deklination ist von der Sternwarte in
Ogyalla geplant und bis — 10° fertiggestellt worden.
Neben diesen visuellen Arbeiten ist in den letzten Jahren auch die photo
graphische Photometrie eifrigst gefördert worden. Nach zahlreichen Vorver
suchen erschien 1907 die Göttinger Aktinometrie von Schwarzschild, 1912
die Yerkes-Aktinometrie von J. Parkhurst. Beide enthalten photographische
Helligkeiten der Sterne bis zur 7.5. Größe, die erste in der Zone zwischen 0°
und -p 20°, die zweite für das Nordpolgebiet von + 75° an aufwärts. Für die
Zwischenzone sowie für die südlichen Gegenden ist die Lücke an der Harvard
sternwarte größtenteils bereits ausgefüllt worden. Nicht zu vergessen ist an
dieser Stelle der Greenwicher Teilkatalog der Photographischen Himmels
karte, der nicht nur bezüglich der Örter, sondern auch in photometrischer
Hinsicht mustergültig reduziert vorliegt und alle Objekte der BD zwischen
64° und dem Nordpol enthält.
Wie man sieht, ist nach dem völligen Stillstand in der Bestimmung der
Sternhelligkeiten, der bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts gewährt hat, ein
sehr rascher Aufschwung auf diesem Gebiet der Photometrie eingetreten.
Dabei muß erwähnt werden, daß außer den hier aufgeführten großen Ver
zeichnissen bereits zahlreiche spezielle Helligkeitskataloge einzelner Teile des
Himmels existieren, deren Genauigkeit zum Teil sogar eine höhere als die
bei den großen Unternehmen erreichte ist, abgesehen davon, daß die Mes
sungen hier wesentlich tiefer, oft bis zur 14. und 15. Größe hinabreichen.
Besonders auffällige Sterngruppen, wie die Plejaden, die Praesepe, die Coma-
gegend und zahlreiche andere Sternhaufen sind auf diese Weise von ver
schiedenen Astronomen sorgfältigst durchmustert und katalogisiert worden.
Da die schwächsten in den größten Fernrohren noch visuell meßbaren
Sterne die 15. bis 16. Größe haben, so ist eine Fortsetzung dieser Spezial
arbeiten nur auf photographischem Wege möglich. In welcher Weise die
visuelle Skala hier ihre Fortführung erfahren hat, wird etwas später (S. 329f.)
auseinanderzusetzen sein.
Um jederzeit eine photographische Sternaufnahme an Objekte bekannter
Helligkeit anschließen zu können, ist auf der Harvardsternwarte visuell und
photographisch eine Folge von Sternen am Nord- und Südpol des Himmels
bis zur 21. Größe bestimmt worden. Wird eine dieser Polsequenzen auf der
Arbeitsplatte mit aufgenommen und mit dieser entwickelt, so kann ohne be
sondere Untersuchungen über Skalennullpunkt, Durchmessergesetz usw. jeder
neu aufgenommene Stern seiner Helligkeit nach zwischen die Sequenzsterne