VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
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Anwendbarkeit des DoppLERSchen Prinzips in der Astronomie ist demnach
nicht der geringste Zweifel mehr möglich. Erst bei den in der letzten Zeit
beobachteten ganz ungeheuren Geschwindigkeiten der Spiralnebel wird neuer
dings zu überlegen sein, ob neben dem
DoppLEReffekt hier noch andere Ursachen
eine Rolle spielen können.
Zu Beginn dieses Abschnittes war die
Ansicht geäußert worden, daß die Entdek-
kung und Verfolgung so enger Doppelsterne
wie der spektroskopischen kaum auf einem
anderen als dem hier skizzierten Wege
möglich gewesen wäre. Diese Anschauung
muß gegenwärtig insofern berichtigt werden,
als es nach vielen vergeblichen Versuchen
endlich gelungen ist, für die Beobachtung
sehr enger, visuell nicht mehr trennbarer Doppelsterne auch die Interferenz
methode nutzbar zu machen.
Die theoretische Begründung und Ausarbeitung des Verfahrens ist dem
Physiker Michelson zu verdanken, der es im Laboratorium als brauchbar er-
Datum
Beob.
Geschw.
Berechn.
Geschw.
1897.0
— 3.2 km
—3.1 km
1898.1
— 5.9 „
—3.9 „
1898.7
— 3.6 „
— 4.4 „
1999.9
— 4.8 „
—5.0 „
1901.9
— 4.8 „
— 5.9 „
1902.1
— 6.9 „
— 5.9 „
1903.1
— 6.9 „
1—6.3 „
1905.0
— 5.4 „
— 6.8 „
1905.1
— 7.4 „
— 6.9 „
Abb. 207. Ideales Interferenzbild eines
Sternes bei Anwendung einer Spalt
blende.
Abb. 21 8 Ideales lnterferenzbild eines
Sternes bei Anwendung von zwei Spalt
blenden.
probte und dann seine umständliche und schwierige Anwendung auf die
Himmelskunde anregte.
Wie wir bereits wissen (S. 145), entstehen von punktförmigen Objekten
wie den Fixsternen im Fernrohr Beugungsbilder, helle, winzige Scheibchen,
die von Interferenzringen umgeben sind. Durch die Dimensionen des Objek
tivs, durch die Brennweite desselben und durch die Wellenlänge des ein
fallenden Lichtes sind die Sternscheibchen sowie die hellen und dunklen
Ringe nach Lage und Helligkeit streng definiert (Abb. 103).
Wird vor dem Objektiv ein Spalt angebracht, so erhält man im Brenn
punkte an Stelle des Scheibchens ein senkrecht zum Spalt verlaufendes Licht
band, dem links und rechts die Minima und Maxima der Beugungsstreifen
parallel vorgelagert sind (Abb. 207). Hätten wir vor der Objektivöffnung nicht
einen, sondern zwei parallele Spalte, so würden sich die Lichtstrahlen, die
beide passieren, derart vereinigen, daß in dem mittelsten hellen Sternband
ein neues sehr enges Streifensystem entsteht (Abb. 208). Es ist zu beachten,
daß dieses System von dunklen und hellen Linien da auftritt, wo die Sterne
sonst nur ein nicht mehr zu verkleinerndes Interferenzscheibchen geben.
Gesetzt nun den Fall, daß wir es nicht mit einem punktförmigen Objekt,
sondern mit einem sehr engen Doppelstern zu tun haben, so werden bei