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В. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Anwendung von zwei Spalten zunächst die beiden von den Komponenten
erzeugten Streifensysteme einander überdecken und sich gegenseitig ver
stärken. Es läßt sich aber zeigen, daß sehr wohl ein ganz bestimmter Ab
stand der beiden Sterne und eine bestimmte Lage ihrer Verbindungslinie
zu den Spaltkanten denkbar ist, in der gerade ein dunkler Streifen des einen
Sterns auf einen hellen des anderen fällt, so daß sich beide Streifensysteme auf-
heben, als ob sich nur ein Spalt vor dem Objektiv befände.
Um nun jeden Stern und jede nur mögliche kleine Distanz untersuchen
zu können, sind die beiden Spalte von Michelson derartig vor dem Objektiv
angebracht worden, daß sie im Positionswinkel gedreht und außerdem ein
ander meßbar genähert, bzw. voneinander entfernt werden können. Je weiter
die Spalte auseinandergerückt werden, desto enger rücken die Beugungs
streifen aneinander, und desto engere Doppelsterne können untersucht wer
den, schließlich versagen auch die stärksten Okulare, wenn nicht schon vor
her die Spalte die Objektivränder erreichen. Die letzte Schwierigkeit läßt
sich wie beim Scherenfernrohr durch Verwendung von weit ausladenden
periskopischen Spiegeln beseitigen, immerhin bleiben die Untersuchungen
überaus mühsam und schwierig.
Ist für einen Spaltabstand a ein Verschwinden der Streifen beobachtet,
so ist die Distanz d der beiden Sternkomponenten gleich der halben vom
Objektiv aus gesehenen Streifenbreite für den gegebenen Spaltabstand. Be
zeichnet Я die Wellenlänge des verwendeten Lichtes und f die Brennweite,
so ist in linearem Maß . f
d = 2 а ■
Da ein Objektiv vom Durchmesser a eine Trennkraft
d = 1.22 Я f
а
hat (S. 145), so kann man demnach hoffen, mit demselben Instrument selbst
ohne die vorhin erwähnte periskopische Spiegelvorrichtung die Distanzen auf
etwa die Hälfte der normalerweise am Okular erreichbaren Werte herab
zudrücken.
Trotz der Beharrlichkeit, mit der Michelson an der Idee festhielt und trotz
der Aussichten, die sie bot, hat es recht lange gedauert, bis sie zu positiven
Ergebnissen geführt hat. Das erste brauchbare Resultat ist 1919—1920 mit
dem lOOzölligen HooKERspiegel des Mt. Wilsonobservatoriums von Ander
son erzielt worden, und zwar an dem hellsten spektroskopischen Doppelstern
des Himmels, Capelia.
Bereits bei den ersten Potsdamer Spektralaufnahmen war es bemerkt
worden, daß manche Spektra von a Aurigae sehr unscharf ausfielen. Camp
bell und Newall erkannten bald, daß das Scharf- bzw. Unscharfwerden der
Linien periodisch erfolgt, daß also a Aurigae ein spektroskopischer Doppel
stern ist. Die Verbreiterung der Linien erfolgt symmetrisch zu ihrer mittleren
Lage, die beiden Körper müssen also nahe gleiche Geschwindigkeit, demnach
auch nahe gleiche Masse besitzen. Als Umlaufszeit wurden 104 Tage ge
funden. Die maximale Winkeldistanz konnte bei der bekannten Parallaxe
des Sterns auf etwa 0.05" geschätzt werden, sie durfte also für die ameri