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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Sp
Potsd.
Rosenbg.
A
9500°C
11000°C
F
6500
7000
G
5500
5000
K
4000
3500
M
3200
2500
als Ausgang 0° C angenommen. Die mittleren
Fehler der Potsdamer Messungen lassen sich bei
10000° auf etwa ± 1000°, bei 5000° auf ± 250°,
bei 3000° auf +100° abschätzen, d. h. die Be
stimmung der Temperatur wird immer genauer,
je tiefer die letztere ist. Von der Normalreihe der
Spektralklassen fehlt in der Tabelle die Gruppe B
der Heliumsterne. Ihre Temperatur ist wahrscheinlich noch merklich höher
und mag zwischen B9 und BO bis auf 15000 oder 20000° steigen.
Die Schwierigkeit aller spektralphotometrischen Arbeiten bringt es mit
sich, daß an eine Temperaturbestimmung auch nur der helleren Sterne des
Himmels nach diesem direkten Verfahren nicht gedacht werden kann. In
folgedessen hat Wilsing neuerdings den Versuch gemacht, auf dem Um
wege über die Sternfarben zu brauchbaren Werten von effektiven Tempe
raturen zu gelangen. Da die Farbenskala der Sterne nach allen bisher aus
geführten Untersuchungen zweifellos eine eindeutige Funktion der Tempe
ratur ist, d. h. ein Ausdruck der im visuellen bzw. im photographischem Gebiete
enthaltenen Strahlungsenergie, steht die Möglichkeit einer derartigen Lösung
theoretisch wie praktisch fest. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Konstruk
tion eines zweckmäßigen Kolorimeters. Ist es erst gelungen, ein geeignetes
Instrument dieser Art herzustellen, so besteht die weitere Aufgabe lediglich in
der Ableitung der Beziehungen zwischen den Instrumentalablesungen und
den Temperaturen bekannter Sterne. Damit ist das Instrument geeicht und
kann zur Messung von Sternen unbekannter Temperatur verwendet werden.
Da die Temperatur der elektrischen Vergleichslampen eines Photometers,
wie sie sich aus der Gestalt ihrer Energiekurve ergibt, im günstigsten Falle
2000 bis 3000° beträgt, bleibt die Anwendung eines Kolorimeters vor der
Lampe, etwa in der ZöLLNERSchen Form (S. 112), eine recht unvollkommene
Einrichtung, umsomehr, als hier obendrein gerade die meist vorkommende
weiße Tönung durch die Polarisationsfarben gar nicht herstellbar ist. Wil
sing ist daher dazu übergegangen, umgekehrt die Farbe der Sterne soweit
meßbar zu verändern, bis sie derjenigen der normal belasteten Vergleichs
lampe entsprach.
Nachdem die Benutzung von Metallreflektionen sich als zu umständ
Sp.
Absolute Temperatur
gemessen 0 = 5900°
Bo
15800°
18300°
B5
11900
13700
Ao
9500
11000
A5
7900
9100
Fo
6700
7700
F 5
5800
6700
Go
5100
5900
Gs
4500
5200
Ko
4000
4600
K5
3600
4200
Ma
3300
3800
Mb
3000
3400
lich erwiesen hatte, wurde die Verwendung
eines entsprechend berechneten Rotkeiles in
der Brennebene des Fernrohres versucht. Die
ideale Wirkung eines solchen Keiles soll der
Bedingung entsprechen, daß die durch ihn
bewirkte, an der Stellung des Keiles meßbare
Farbenvertiefung des Sternes mit seiner Tem
peraturstrahlung in einfache Beziehung zu
bringen sein soll. Tatsächlich fand Wil
sing ein rotes Filterglas der ScHOTTSchen
Werke in Jena, dessen Transmissions
koeffizient der gestellten Bedingung in so
vollkommener Weise entspricht, daß man
mit ihm tatsächlich die Temperaturunter-