376 В- Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
normalen Sternen durch Unterschiede im kontinuierlichen Spektrum, sondern
größtenteils durch das wechselnde Intensitätsverhältnis der Emissionslinien
hervorgerufen wurden, ist die Einordnung der Färbungen in die normale
Skala überhaupt nicht leicht. Im übrigen haben einige spätere Neue Sterne
noch extremere Färbungen gezeigt. Die Nova Lacertae, die Nova Gemi-
norum (1912) und besonders die Nova Aquilae (1918) zeigten im Gassta
dium an großen Fernrohren zeitweise grün-rote Doppelbilder von reinster
Färbung, die in einfachster Weise durch die verschiedene Vereinigungs
weite der rot-gelben und der grün-blauen Emissionen in großen Fernrohren
zu erklären sind.
Der Helligkeitsabfall der Nova Persei nach 1902 ist von verschiedenen
Seiten mehr oder weniger anhaltend verfolgt und beobachtet worden. Da
nach kann man wohl annehmen, daß 1915 der ursprüngliche Zustand der
Nova, wie er vor 1901 bestand, erreicht war; der Stern ist etwa bei der
13. Größe stehen geblieben und zeigt wieder die alten unregelmäßigen
Helligkeitsänderungen zwischen 12 und 14 m . Merkliche spektrale Änderun
gen sind seitdem nicht erfolgt und der WoLF-RAYETtypus scheint nun ein
dauerndes Kennzeichen des Sternes zu bilden. Ob die Nova auch vor dem
Aufleuchten dieser Spektraklasse angehört hat, läßt sich nachträglich nicht
mehr feststellen, ist aber doch wohl wahrscheinlich.
Das interessanteste und überraschendste Phänomen hat die Nova Persei,
allerdings nur diese allein, erst in ihrer späteren Entwickelung geboten. Bei
fast allen hellen Neuen Sternen ist von einzelnen Beobachtern darauf aufmerk
sam gemacht worden, daß im Gegensätze zu anderen Sternen die Nova mit
einem Nebelschein umgeben erschienen ist. Man hat die Realität dieser
Erscheinung angezweifelt, da sie wegen des besonderen Charakters des
Spektrums auf rein physiologischem Wege zustande kommen kann, und in
den vorliegenden Fällen auch sicher so zustande gekommen ist. Dagegen
fand Wolf Ende August 1901 auf photographischen Aufnahmen von langer
Expositionszeit, daß die Nova Persei tatsächlich von einer durchaus nicht
gleichförmigen, sondern strukturreichen, schwachen Nebelhülle von unregel
mäßiger Form umgeben war. Zur Überraschung aller Astronomen wurde nun
weiter am 11. November von Perrine nach Aufnahmen mit dem Crossley-
reflektor der Licksternwarte konstatiert, daß einige helle Knoten der die Nova
Persei umgebenden Nebelhülle sich innerhalb 6 Wochen um 1 Bogenminute
nach Südosten von der Nova fortbewegt hatten. Eine Bestätigung dieser
Entdeckung fand sehr bald darauf durch photographische Aufnahmen auf
der Yerkessternwarte und dem Heidelberger Observatorium statt.
Nach Perrine haben sich die Vorgänge in der Umgebung der Nova
Persei folgendermaßen abgespielt. Auf den Aufnahmen vom Januar 1902
treten zwei die Nova umgebende Nebelringe auf: ein hellerer, innerer und
ein sehr schwacher äußerer mit den Durchmessern von 15' bzw. 30'. Beide
Ringe waren in Ausdehnung begriffen, und zwar in der Weise, daß sich
der innere Ring mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 1.4", der
äußere mit 2.8" in 24 h erweiterte. Rechnet man hiernach zurück, zu welcher
Zeit die Ringe die Nova verlassen haben, so erhält man für den inneren Ring
1901 Februar 8, für den äußeren Februar 16 bis 17. Bei der Unsicherheit der
Messungen der verwaschenen Objekte deutet dies auf ein nahe gleichzeitiges