Full text: Astrophysik

VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen 
381 
der nicht. Dagegen ist innerhalb der verwendeten Druckdifferenzen von 
13 Atmosphären bei jeder Linie die Verschiebung dem Druck sehr nahe pro 
portional. 
Während diese Resultate auch den gleichen Sinn der Linienverschiebung 
wie im Spektrum der Novae geben, bleibt in bezug auf die Größe der Ver 
schiebung ein sehr großer Unterschied bestehen. Die relativen Verschiebun 
gen im Spektrum der Nova Persei erreichten, auf A 4500 bezogen, 11 AE, bei 
der Nova Geminorum (1912) 22 AE, bei der Nova Aquilae (1918) gar 33 AE, 
während die experimentell beobachteten bei 14 Atmosphären Druck nur 
0.05 und 0.06 AE betrugen. Unter der Annahme, daß die gefundene Pro 
portionalität zwischen Druck und Verschiebung auch für hohe Drucke nahe 
richtig bleibt, würde man daher bei den Novae auf einen Gasdruck von 
einigen Tausend Atmosphären zu schließen haben. 
Der Identität der im Laboratorium und am Himmel beobachteten Erschei 
nungen steht, abgesehen von einer Reihe von weiteren Einzelheiten und 
Komplikationen, auch der Umstand entgegen, daß bei den Neuen Sternen 
zeitweise eine weite Verdoppelung der Wasserstofflinien hervortritt, während 
dies im Laboratorium zu beobachten noch nicht gelungen ist. So wichtig die 
physikalischen Ergebnisse auch sind, eine eindeutige Erklärung für die Tat 
sache, daß die Novae zwei oder mehrere übereinandergelagerte und gegen 
einander verschobene Spektra zeigen, läßt sich vorläufig noch nicht geben. 
Eine ganze Reihe von Astrophysikern lehnt daher nach diesem negativen 
Ergebnis den DoppLEReffekt wenigstens bei den Absorptionen nicht mehr so 
kategorisch ab, als es noch vor etwa 20 Jahren geschah. 
Eine gleichfalls noch völlig rätselhafte Erscheinung bildet das Auftreten 
und Verschwinden der Nebellinien im Spektrum der Neuen Sterne, die zeit 
weilig, wie wir bereits sahen, derartig vorherrschen, daß eine Nova dann 
vollkommen einem Planetarischen Nebel gleichen kann. Der einzige Unter 
schied besteht in der stärkeren Breite und Verwaschenheit der Emissionen 
gegenüber den Gasnebeln. Als Absorptionen kommen diese überaus kräf 
tigen Linien nirgends am Himmel vor, als Emissionen blieben sie bisher mit 
einer Ausnahme (R Aquarii) auf die Neuen Sterne und die Gasnebel be 
schränkt. Trotzdem man aus Interferenzbeobachtungen bereits Schlüsse auf 
das Atomgewicht des hypothetischen Nebuliumgases gezogen hat (S. 418), 
ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß möglicherweise irgendein bekanntes 
Element unter bestimmten physikalischen Bedingungen das merkwürdige 
Emissionsspektrum erzeugt. 
Deutung der Novaerscheinungen. Unter den zahlreichen Hypothesen, 
die zur Erklärung der Neuen Sterne aufgestellt worden sind, erscheint dem 
Laien die Annahme irgendeiner Katastrophe, also beispielsweise des Zu 
sammenpralls von zwei dunklen oder nur noch schwach leuchtenden Sternen 
besonders einleuchtend. Die in der Bewegung vorhandene gewaltige Energie 
wird beim Zusammenstoß zum großen Teil in Wärme umgesetzt, und beide 
Gestirne müssen in ungeheurer Gluthitze neu erstrahlen. So naheliegend diese 
Annahme auch sein mag, so erscheint sie bei einiger Überlegung doch recht 
unwahrscheinlich. Denn ebensowenig, wie wir an normalen Fixsternen eine 
kontinuierliche Abnahme ihrer Helligkeit wahrnehmen, würde dies bei einem 
aufs neue durch und durch in Glut geratenen Stern zu erwarten sein. Viele
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.