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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
rückt plötzlich vor oder zurück. Bei R Hydrae springt z. B. die Periode alle
3415 Tage um genau 10.0 d zurück, so daß sie seit 1670 allmählich von 518 d
auf 408 d abgenommen hat. Bei % Cygni lassen sich dagegen alle Epochen
mit einer konstanten Periode von genau 406 d darstellen, wenn man für die
mehr als 200-jährige Beobachtungszeit vier plötzliche Epochenänderungen
von je 28 d annimmt. Diese Unstetigkeiten sind überaus merkwürdig und es
wäre zu wünschen, daß sie auch weiterhin sehr sorgfältig beachtet würden.
Die Helligkeitsänderungen der Mirasterne sind, wie schon der Fall des
Prototyps dieser Klasse zeigt, zuweilen sehr groß. Unterschiede von 5 bis 6
Größenklassen kommen häufig vor. R Ursae mai. hat eine Amplitude von 7 m ,
^ Cygni gar eine solche von 9.5 m , d. h. der Stern ist im größten Lichte rund
6000 mal heller als im kleinsten.
Alle Sterne des I. Typus haben eine tiefgelbe oder gelbrote Färbung und
gehören ausschließlich den Spektralklassen Md oder seltener N an. Erstere
ist durch das Auftreten von hellen Wasserstoff- und anderen Emissionen
(S.356) charakterisiert, die in allen bisher untersuchten Fällen eine beträchtliche
Violettverschiebung zeigen. Vorläufig nicht zu erklären ist die von Luden
dorff festgestellte Tatsache, daß die Verschiebung der hellen Wasserstoff
linien gegen die dunklen einen deutlichen Gang mit der Periode zeigt, d. h. um
so größer wird, je länger die Periode des Lichtwechsels ist. Als DoppLEReffekt
gedeutet, würde sie bei den Mirasternen von kurzer Periode (etwa 90 d ), eine
Radialbewegung 0, bei den langen Perioden
(etwa 430 d ) 26 km Annäherung in der Blick
richtung ausmachen. Einige andere statisti
sche Beziehungen innerhalb der Gruppe hat
Gyllenberg in recht erschöpfender Weise
abgeleitet und behandelt. Besonders auf
fällig ist dabei der Gang der Periode mit
dem Spektraltypus der Sterne, wie ihn die
nebenstehende Tabelle veranschaulicht.
Die Miraveränderlichen vom Spektraltypus N weisen bei tieferer Färbung
meist längere Perioden und größere Amplituden auf und zeigen viel mehr
das Bestreben zur Bildung von sekundären Schwankungen wie die Md-Sterne,
so daß sie allmählich zur Unterabteilung Ib überleiten.
Bei den irregulären Sternen (Ib) wird die Grundperiode anscheinend von
zwei, drei oder mehreren Wellen so überlagert, daß eine harmonische Ana
lyse sich selbst nach jahrelangen andauernden Beobachtungen kaum lohnt.
Bei der tiefen, z. T. fast rein roten Farbe dieser Sterne sind ihre Schät
zungen nur äußerst schwer von physiologischen Einflüssen freizubekommen,
und selbst photometrische Messungen fallen nur dann zuverlässig aus, wenn
bei den Beobachtungen Farbfilter verwendet werden. Angesichts des hier
vorherrschenden Farbenindex von 3, 4, ja 6 Größenklassen sind photogra
phische Beobachtungen außerordentlich erschwert, würden aber sehr wert
voll sein. Zu den bekanntesten unregelmäßigen Sternen der Gruppe ge
hören a Orionis und der „Granatstern“ /i Cephei, beides Vertreter der Spek
tralklasse Ma.
Was die kosmische Stellung der Veränderlichen vom I. Typus anbe-'
trifft, so zeigen sie, abgesehen von den galaktischen N-Objekten, keine aus
Periode
Mittleres
Spektrum
Stern
zahl
<200 d
Md 4.5
22
200-249
Md 5.1
39
250-299
Md 5.7
53
300-349
Md 6.6
53
>350
Md 7.1
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