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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
Wie die Abb. 19 zeigt, werden durch negative oder konvexe Spiegel
die Strahlen unter dem gleichen Winkel wieder reflektiert; sie kommen schon
vom Punkte 0 divergent an und werden nach der Reflexion noch stärker diver
gent. Die rückwärtige Verlängerung der
Strahlen führt zu dem virtuellen Bild
punkte in B. Parallele Strahlen vereini
gen sich rückwärts in dem virtuellen
Abb. 19. Virtueller Brennpunkte. Ein konvexer Spiegel er-
Biidpunkt bei einem zeugt also ebenso wie eine Konkavlinse
Konvexspiegel. stets aufrechte virtuelle Bilder.
Der große Vorteil der Spiegelabbildung gegenüber den Linsen beruht
darin, daß hier die chromatische Aberration vollständig fortfällt, da für alle
Farben die Reflexionswinkel genau gleich den Einfallswinkeln sind. Dem
gegenüber kommt, soweit Kugelflächen in Frage kommen, die sphärische
Aberration voll zur Geltung, ohne daß es möglich wäre, sie so einfach
wie bei den Linsen (etwa durch einen zweiten Spiegel) zu beseitigen.
Eine genauere Konstruktion der Abb. 18 läßt erkennen, daß der Abstand
MF nur für solche Strahlen konstant = \ r ist, die nahe der Hauptachse des
Spiegels einfallen. Für alle fernerliegenden oder randnahen Strahlen wird
MF größer, d. h. die einzelnen Brennpunkte kommen hier zwischen F und
die Spiegeloberfläche zu liegen. Da die Abwei
chungen proportional dem Cosinus des Einfalls
winkels wachsen, bleibt allerdings der größte Teil
der Strahlen sehr nahe bei F vereinigt. Hier ent
steht also ein Lichtmaximum, während die Kreu
zungspunkte aller Strahlen mit größeren Einfalls
winkeln sich zu einer bei F in eine Spitze auslau
fenden sog. kaustischen Fläche vereinigen (Abb. 20).
Die sphärische Aberration kommt um so weniger
zur Geltung, je geringer die Spiegelkrümmung ist
bzw. je mehr Randstrahlen bei der Verwendung
des Spiegels abgeblendet werden.
Parabolische Spiegel, d. h. solche, die als Begrenzungsfläche einer um
ihre Achse rotierenden Parabel gedacht werden können, vereinigen die par
allel zur Hauptachse einfallenden Strahlen sämtlich in einem Punkte, sind
also frei von sphärischer Aberration; da, wie schon bemerkt, die chromatische
Aberration ebenfalls fehlt, so stellen sie das Ideal eines bilderzeugenden
optischen Apparates dar. In neuerer Zeit ist es gelungen, die großen tech
nischen Schwierigkeiten, welche der Herstellung parabolischer Reflektoren
entgegenstanden, selbst bei großen Spiegeln zu überwinden.
Die Konstruktion und rechnerische Behandlung der Abbildung in einem
jeden Hohlspiegel läßt erkennen, daß die erzeugten Bilder eines Lichtpunktes
außerhalb der Achse stets schweifartige Form (Koma) annehmen, ferner, daß
das Bildfeld gekrümmt ist, und zwar die konvexe Seite dem Spiegel zu
wendet. Je größer das Verhältnis der Öffnung zur Brennweite, je lichtstärker
also ein Spiegel ist, desto stärker ist die Koma und ein desto geringerer
Teil des Bildes erscheint in der Brennebene scharf. Koma und Bildkrümmung
haben mit der sphärischen oder parabolischen Form der Spiegel nichts zu
Abb. 20. Kaustische Kurve
(Brennlinie) bei einem
sphärischen Spiegel.