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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Gr.
2.0
2.2
2.4
2.6
2.8
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3.4
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1
0 * 10 20 30 40 50 60 70"
Abb. 233. Lichtelektrisch erhaltene Kurve der Veränder
lichkeit des Algol. (Nach Stebbins.)
Die Begleiter, die die Ver
finsterungen hervorrufen, hat
man sich nicht als völlig
dunkle Körper vorzustellen,
wie z. B. die Planeten, son
dern lediglich als Sterne ge
ringerer Leuchtkraft, etwa wie
den Sirius- oder Prokyonbe-
gleiter. Die Bestimmung ihrer
Spektra wäre von großem
Interesse, doch ist diese Auf
gabe vorläufig nicht anders
als auf dem Umwege über
den Farbenindex zu lösen.
Verwendbar sind natürlich
nur solche Sterne, bei denen
die Lichtkurve im Minimum
eine totale Bedeckung verrät;
bei partiellen Finsternissen
könnte höchstens ein Mischeffekt registriert werden. Dugan, Shapley, Russell
u. a. haben etwa an einem Dutzend von Sternen derartige Untersuchungen an
gestellt und dabei gefunden, daß fast ohne Ausnahme für die Begleiterein sehr
erheblicher Farbenindex herauskommt, der meist den Farbenklassen g—k ent
spricht. Im Gegensatz zu sehr vielen visuellen Doppelsternen scheint also
hier der schwächere Stern meist auch der rötere zu sein.
Durch die Anwendung der lichtelektrischen Photometrie ist es gelungen,
auch den letzten Zweifel an der Natur des Lichtwechsels der Algolsterne zu
beseitigen. In der Lichtkurve von Stebbins (Abb. 233) tritt ein schwaches
Nebenminimum deutlich hervor, das auf die teilweise Bedeckung des Be
gleiters durch den Hauptstern zurückzuführen ist; die wechselnde Wirkung
der Erleuchtung des Begleiters ist an dem leichten An- und Abstieg der Kurve
im Maximum erkennbar. Vergleicht man die Kuve mit älteren, selbst photo
metrisch erhaltenen Darstellungen, so tritt die gewaltige Überlegenheit des
photoelektrischen Verfahrens deutlich hervor.
Mit der Stebbins sehen Lichtkurve für Algol sind die Veränderlichen des
Typus IVa auf einen Spezialfall der ß Lyrae-Veränderlichen (IVb) zurück
geführt, deren Lichtkurve in Abb. 234 dargestellt ist. Ein solcher Helligkeits
verlauf entsteht offenbar dann, wenn bei einem Verfinsterungssystem ein
sehr enges Doppelsternpaar mit nahe gleichhellen Komponenten vorliegt.
Man kennt gegenwärtig etwa 20 Sterne dieser Art mit Perioden von
0.3 bis zu 198 Tagen (RR Centauri bzw. W Crucis). Als Ergänzung der
Tabelle der Algolsterne sind davon einige hellere Veränderliche auf S. 401
verzeichnet.
Bei der geringeren Anzahl der helleren Sterne dieses Typus beschränken
sich die meisten Ergebnisse auf eine Feststellung der Lichtkurvenform. Ob
diese sonst völlig glatt verläuft, wie bei den Algolsternen oder sekundäre
Wellen zeigt, wie sie viele der kurzperiodischen Cepheiden aufweisen, ist
nur bei ß Lyrae selbst in dem Sinne entschieden, daß solche Schwankungen