VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
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PRKnü
Die helleren ß Lyraeveränderlichen.
Veränderlicher
Ort 1900.0
Max.
I. Min.
II. Min.
Sp.
P
TT Aurigae....
5 h
2.8 m
+ 39° 27'
8.0 m
9.0 m
10.0 m
1.333 d
V Puppis
7
55.4
— 48
58
4.1
4.7
4.8
Bl, B2
1.454
RR Centauri
14
9.9
— 57
23
7.4
7.7
7.8
Fo
0.303
u Herculis
17
13.6
+ 33
12
4.6
5.3
5.3
B3
2.051
ß Lvrae
18
46.4
+ 33
15
3.4
3.8
4.3
B8, B5
12.908
tatsächlich die Hauptkurve durchsetzen. Schon in Argelanders und Linde
manns Beobachtungen sind einige Wellen ausgeprägt, doch kommen sie
erst in den neueren photometrischen Beobachtungen voll zur Geltung. Es
ist nicht wahrscheinlich, daß die Kurvenknickungen an derselben Stelle und
in derselben Form immer wiederkehren. J. Schmidt hat sogar wiederholt
einen Ausfall der Nebenminima oder gar ihr Herabsinken bis zur Tiefe des
Hauptminimums beobachten können, und es liegt kein Grund vor, an der
Realität dieser Wahrnehmungen zu zweifeln.
Betrachten wir zunächst nur die mittlere ausgeglichene Lichtkurve, so ist
hier (neben u Herculis) ß Lyrae das einzige auch dynamisch gründlicher
untersuchte System, ohne daß es gelungen wäre, alle beobachteten Erschei
nungen der Kurve, insbesondere die Periodenänderung, einzelne Unstetig
keiten usw. vollkommen zu deuten. Das darf nicht überraschen, wenn man
bedenkt, daß wir bei so nahe stehenden Sternen kaum imstande sind, alle
wechselseitigen Einflüsse, die zwei derart benachbarte Weltkörper aufeinan
der ausüben mögen, in Rechnung zu ziehen.
Das Spektrum von ß Lyrae gehört zur Klasse B8; darüber ist ein Spek
trum B5 mit dunklen und hellen Linien gelagert, ähnlich, wie wir das bei
den Neuen Sternen kennen gelernt haben. Schon im Jahre 1891 hatte E.
Pickering eine Veränderlichkeit der Linienabstände in dem Doppelspektrum
nachgewiesen, doch ist eine Klärung der Verhältnisse erst durch die Arbeiten
von Belopolski, Curtiss und Baade geglückt. Danach ist zunächst auch spek
troskopisch die Doppelsternnatur einwandfrei festgestellt. Nach dem Verschie
bungseffekt der Spektrallinien, nach der Periode und dem Lichtwechsel han
delt es sich um zwei nahe gleich große und gleich helle, merklich elliptische
Weltkörper, die in einer fast kreisförmi
gen Bahn einander umkreisen. Die Be
wegung erfolgt genau in der Blickrich
tung derart, daß bei den gegenseitigen
Konjunktionen umschichtig ringförmige
bzw. totale Bedeckungen stattfinden. Der
Abstand der Komponenten beträgt 46
Millionen km, die Massen gleichen dem
16.7 bzw. dem 6.7 fachen der Sonnen
masse. Die aus der Lichtkurve folgenden
sehr großen Durchmesser lassen darauf
schließen, daß die Dichte nur 0.0022
bzw. 0.0060 der Sonnendichte beträgt.
Die spektralen Erscheinungen bei
Scheiner-Graff, Astrophysik. 3. Aufl.
Abb. 234. Lichtkurve von ß Lyrae.
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