Full text: Astrophysik

VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen 
409 
Urteil gewinnen. O. Bergstrand hat jedoch versucht, die beobachtete jähr 
liche Eigenbewegung von 18 Orionsternen unmittelbar mit ihrer Radialbe 
wegung zu vergleichen und so die Parallaxe zu bestimmen. Er ist dabei 
zu dem auch sonst nicht unwahrscheinlichen Wert von p = 0.008" gelangt, 
der einen Abstand von etwa 400 Lichtjahren voraussetzen würde, d. h. die 
selbe Entfernung, die van Maanen für den Ringnebel in der Leier gefunden 
hat. Danach würde auch der Orionnebel uns relativ nahestehen, doch ist das 
Ergebnis noch durchaus nicht spruchreif. 
Ein ganz merkwürdiges Objekt ist der Nebel NGC 6992 im Schwan. Der 
schon von Herschel beschriebene, aber erst durch die neuen Spiegelteleskope 
in allen Einzelheiten abgebildete zirrusartige Nebelstreifen erstreckt sich über 
eine Länge von lV 3 ° und besteht aus feinen Fasern, die stellenweise mitein 
ander zopfartig durchflochten sind (Tafel IX). Das Gebilde befindet sich in 
einer sehr sternreichen Gegend, und die Sterndichtigkeit scheint innerhalb 
des Nebels nicht größer zu sein als außerhalb. Bei dem benachbarten sehr 
ähnlichen Objekt NGC 6960 ist der Zusammenhang des Nebels mit der Stern 
verteilung dagegen ganz offenkundig. 
Die großen Nebel bieten seit ihrer Erschließung durch die Photographie 
in ihren phantastischen Gestalten die interessantesten, aber auch unverständ 
lichsten Objekte des gestirnten Himmels dar. Vergeblich bemüht sich der 
sinnende Verstand, ihre Formen und Gestaltungen nach bekannten physi 
kalischen oder mechanischen Grundsätzen zu ordnen und zu deuten oder 
irgendwelche Gesetzmäßigkeiten zu erraten. Wie man sie sich auch vor 
stellen mag, sie bleiben in ihrem Aussehen wie in ihrem Wesen vollkommen 
rätselhaft. 
Als Vertreter der Planetarischen Nebel mag einer der hellsten NGC 6543 
genannt sein. Er steht zwischen £ und Draconis, fast genau am Pol der 
Ekliptik, und hat im Sucherfernrohr das Aussehen eines verwaschenen 
Sterns 7.5 bis 8. Größe. In großen Refraktoren erkennt man eine blaue ellip 
tische Scheibe von 23:18 ' Durchmesser mit einem Zentralstem 9.5 m . Bei 
Anwendung eines geradsichtigen Prismas zerfließt der Stern in einen farbigen 
Faden, während der Nebel ungeändert bleibt, und die Ringform tritt offen 
kundig hervor. Daß auch diese nicht zutrifft, beweist die Photographie, die 
den Nebel deutlich in Schneckenform zeigt (s. Titelblatt). Ganz ähnlich ge 
baute Objekte sind NGC 7027, 7662 und der Kern des Spiralnebels NGC 
1068 (Abb. 240). 
Von der Stern-, Scheiben- und Schneckenform sind auf dem Titelblatt 
alle Übergänge zum Ring vertreten. Das größte Objekt der letzten Art ist 
der Doppelring von NGC 7293, der 14' Durchmesser hat, aber sehr licht- 
schwach ist, das hellste der bekannte Nebel in der Leier, NGC 6720 (Abb. 238). 
Die große Achse beträgt hier 80", die kleine 60". Die zentrale Verdichtung 
ist visuell < 15.5 m , während sie photographisch schon mit den helleren Teilen 
des Ringes sichtbar wird. Daß dieser kein einfaches, glattes Gebilde ist, er 
kennt man auf den ersten Blick. Die an den Enden der großen Achse be 
findlichen Teile sind merklich lichtschwächer und der Ring selbst erscheint 
aus mehreren nicht einmal konzentrischen Schichten zusammengesetzt, so 
daß man den räumlichen Eindruck eines tonnenförmigen Körpers erhält oder 
eines Rotationsellipsoides, bei dem die Materie in Schalenform angeordnet ist.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.