Full text: Astrophysik

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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung 
Immerhin sind die Abweichungen im einzelnen so beträchtlich, daß eine 
vollständige Identität der Anordnungsebenen mit dem äußeren galaktischen 
Äquator nicht ohne weiteres behauptet werden kann, mit anderen Worten, 
die Zusammenstellung liefert keinen überzeugenden Hinweis darauf, daß 
irgendeine der genannten Sterngruppen bestimmt außerhalb unseres engeren 
Sternsystems liegen könnte. 
Es ist nun das Verdienst von Shapley, daß er die bisherigen statistischen 
Methoden, die sich ausschließlich auf astronomisches Material stützten, 
durch die Betonung der astrophysikalischen Charaktereigenschaften der Fix 
sterne, wie Spektrum, Farbe und absolute Helligkeit sehr wesentlich ergänzt 
und dadurch das Milchstraßenproblem bedeutend gefördert hat. Der Kern 
punkt seiner Untersuchungen beruht in der uns bereits bekannten Stellung, 
die er den kugelförmigen Sternhaufen in unserem Weltsystem angewiesen 
hat (S. 432). Wie man sich zu dem Ergebnis dieser Untersuchungen auch 
stellen mag, so viel geht aus ihnen doch hervor, daß die Kugelhaufen an 
die Grenze unseres örtlichen Sternsystems zu versetzen sind. Vermutlich liegen 
sie am äußeren Rande, ja zum Teil schon außerhalb der uns umgebenden 
Sterninsel, gleichsam als Verbindungsglieder zwischen dieser und den anderen 
ihr koordinierten Sternwolken der galaktischen Ebene. 
An die Bestimmung des Abstandes der helleren Milchstraßenflecke hat 
man sich höchstens ausnahmsweise einmal gewagt, obwohl eigentlich nichts 
im Wege steht, das statistische RussELLSche Gesetz (S. 345) auch hier anzu 
wenden. Wie bei Shapley wird also wieder vorausgesetzt, daß die Erfah 
rungen, die wir über die Spektra und absoluten Helligkeiten der Sterne in 
der Sonnenumgebung gewonnen haben, auch außerhalb dieses Bereiches 
gelten. Eine solche Annahme ist nicht absolut gewährleistet, aber sie hat 
doch eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich. Nun ist zu Anfang dieses 
Abschnittes darauf hingewiesen worden, daß die hellsten Sterne, die sich zu 
den am Himmel sichtbaren äußeren Milchstraßenwolken zusammenfügen, 
etwa von der 14. Größe sind. Weiterhin wissen wir, daß das von Fath er 
haltene mittlere Milchstraßenspektrum der Klasse G angehört. Handelt es 
sich demnach bei den betrachteten hellsten Sternen der Milchstraße, was 
kaum zu bezweifeln ist, um Giganten, so käme ihnen nach der Tabelle 
(S. 346) die absolute Helligkeit + 0.6 m zu. Vereinigt man absolute und 
scheinbare Helligkeit zu der uns von S. 344 geläufigen Beziehung, so erhält 
man damit für die Parallaxe dieser uns zunächst liegenden Sternwolken den 
Schätzungswert p = 0.0002" oder einen Abstand von rund 16000 Lichtjahren. 
Die Zahl ist zweifellos ein Minimalwert. Sie entspricht der Größenordnung 
nach dem Abstande der nächsten Kugelhaufen (20000—50000 Lichtjahre), 
angesichts der vorliegenden Unsicherheit wohl auch noch demjenigen der 
Kleinen Kapwolke (etwa 60000 Lichtjahre). 
Irgendwelche Versuche eines tieferen Eindringens in die Gestaltung 
und die räumlichen Dimensionen der Milchstraßengebilde selbst sind nach 
diesen ersten Schätzungen vorläufig noch vollkommen aussichtslos. Über die 
Tiefenausdehnung dieser Sternwolken läßt sich also nicht einmal eine Ver 
mutung aussprechen. 
Recht schwierig liegen die Verhältnisse, wenn man der Aufgabe näher- 
tritt, den Spiralnebeln einen Platz im galaktischen Problem anzuweisen. So
	        
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