36
A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
trachtet dann den Spalt durch ein Okular mit dazwischen geschaltetem
Prisma, wobei der Spalt, der Lupenvergrößerung entsprechend, dem Auge
näher gerückt werden muß. Es ist dann aber aus bereits erwähnten Gründen
nur noch ein geradsichtiges Prisma zu benutzen. In dieser einfachsten Form
ist das Spektroskop von sehr kom-
j pendiösen Verhältnissen und findet
als Taschenspektroskop vielfach An-
Abb. 34. Taschenspektroskop¡ Wendung (Abb. 34).
Ebensogut, wie man den Spalt
in der deutlichen Sehweite mit bloßem Auge oder innerhalb derselben mit
der Lupe beobachten kann, läßt er sich auch in großerEntfernung (5 bis 8 m)
durch ein Fernrohr betrachten (Abb. 35). Wegen der relativ großen Entfer
nung des Spaltes vom Fernrohrobjektiv ist der in diesem Falle durch das
Verhältnis von Objektivdurchmesser zur Entfernung bedingte Öffnungswinkel
klein, so daß also gewöhnliche
Prismen Verwendung finden
können. Der ideale Fall würde
der sein, den Spalt in unendlich
weite Entfernung zu setzen, so
daß die Strahlen einander par
allel würden. Das ist praktisch
nicht ausführbar; derselbe Erfolg läßt sich aber in sehr einfacher Weise
durch das Kollimationsprinzip (S. 25) erreichen. Man bringt zwischen Spalt
und Prisma eine Linse in solcher Entfernung an, daß sich der Spalt in ihrem
Brennpunkte befindet; wir wissen, daß alsdann die aus der Linse austreten
den, von einem Punkte kommenden Strahlen untereinander parallel sind.
Mit der Einführung des Kollimators er
halten wir die vollkommenste Form der
Spektroskope, wie sie bei den meisten
Konstruktionen auf tritt und schematisch
in Abb. 36 dargestellt ist.
So einfach nun das Grundprinzip des
Spektroskops ist, so schwierig und kom
pliziert gestaltet sich die praktische Ausführung eines solchen Instruments,
das nicht bloß die Spektra scharf und klar darstellen, sondern auch die sorg
fältigsten Messungen gestatten soll.
Es kommt zu diesem Zwecke in erster Linie auf eine möglichst gute
Ausführung der optischen Teile des Spektroskops, insbesondere der Prismen
an. Die Herstellung eines guten Prismas ist aber viel schwieriger als die
einer guten Linse, da es leichter ist, eine Kugelfläche zu schleifen als eine
Ebene von gleich guter Ausführung. Sind aber die Flächen der Prismen
nicht eben, sondern in einer Richtung gekrümmt, sind sie also wesentlich
Zylinderflächen, so wird das homozentrische Lichtbündel nach dem Passieren
des Prismas astigmatisch, was ja gerade vermieden werden soll. Sind gar
die Flächen unregelmäßig gestaltet, so entstehen unscharfe Bilder. Prismen
mit guten Flächen geben aber trotzdem nur dann gute Bilder, wenn die
Glasmasse vollkommen homogen ist, was besonders bei großen Prismen
schwierig zu erreichen ist.
Abb. 35. Spektroskop mit
Beobachtungsfernrohr.