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A. Die astrophysikalischen Forschungsniethoden
besser, vernickelte möglichst ebene Glasflächen werden in einem gewissen
Abstande voneinander parallel zueinander justiert (Abb. 60), so daß zwischen
ihnen eine dünne Luftschicht entsteht. Die Genauigkeit der Resultate hängt
wesentlich von der Exaktheit der Parallelstellung der beiden Flächen ab, wofür
besonders empfindliche Einrichtungen notwendig sind. Ein schräg zwischen
die beiden Flächen einfallender monochromatischer Lichtstrahl S dringt teil
weise durch die Versilberung in den Luftraum hinein und wird nun abwech
selnd von den Flächen reflektiert. Dabei interferiert er mit den ursprüng
lichen Strahlen S 2 , S 3 ... S„, so daß in einem senkrecht zu der Luftplatte stehen
den Beobachtungsfernrohr kreisförmige Interferenzringe entstehen (Abb. 89).
Diese Interferenzringe besitzen je nach dem Flächenabstand und der Wellen
länge des Lichtes einen verschiedenen Durchmesser, so daß bei Verwendung
zweier homogener Lichtstrahlen von verschiedener Wellenlänge und bei
Änderung des Plattenabstandes periodische Koinzidenzen zwischen den Inter
ferenzringen der beiden Ringsysteme im Fernrohr entstehen. Aus der Zäh
lung der Ringe und ihrem Zusammentreffen, bzw. der Messung ihrer Durch
messer, läßt sich die Wellenlänge der benutzten Strahlen berechnen.
Andere in ihrer Wirkungsweise ähnliche Apparate sind von Michelson,
Lummer und Gehrcke u. a. konstruiert worden. Die Genauigkeit, welche
nach dieser Methode erhalten worden ist, übertrifft alle bisherigen beträcht
lich, so daß die absolute Wellenlängenbestimmung durch Diffraktionsgitter
vollständig aufgegeben worden ist. Daß die Interferometer sich daneben
auch zur genauesten Untersuchung der Struktur von Spektrallinien u. a. be
sonders eignen, mag nur nebenbei erwähnt sein.
Der Begründer der Spektralanalyse, Kirchhoff, hatte die Spektrallinien,
z. B. diejenigen, welche sich im Sonnenspektrum zeigen, noch in einer will
kürlichen Skala angegeben, die allein zu dem speziellen Instrumente, wel
ches er benutzte, Beziehung besaß. Erst Angström erkannte, daß die Wellen
länge der verschiedenen Linien ein Naturmaß sei, und er war der erste, der
diese Wellenlängen in großem Umfange ermittelte und in die Praxis ein
führte. Nach ihm sind von zahlreichen Forschern die Wellenlängenmessun
gen mit immer besseren Hilfsmitteln und entsprechend genaueren Resul
taten wiederholt worden, so daß man z. Zt. eine ganze Anzahl von verschie
denen Wellenlängensystemen zur Verfügung hat. Welche Genauigkeit hier
bei erzielt worden ist, lehrt am besten die von Michelson, Benoit, Perot,
Fabry u.a. durch direkte Vergleichung mit dem Normalmeter ermittelte Wellen
länge der roten Kadmiumlinie:
6438.475 AE, Michelson
6438.469 „ ,
6438.472 „ , Benoit
6438.470 „ , Perot u. Fabry.
Die Wellenlänge 6438.47 der überaus homogenen Linie bildet den Fixpunkt
des sog. Internationalen Wellenlängensystems, während das System der Pre-
liminary Tables von Rowland noch auf dem von diesem angenommenen
Wert der Wellenlänge für die Natriumlinie D x
5896.20 AE
beruht. Die beiden Systeme sind nicht genau identisch und zwar sind im