Full text: Astrophysik

II. Die Spektralanalyse , 71 
aus derselben die Strahlung des schwarzen Körpers aus und kann experi 
mentell untersucht werden. 
So leicht es hiernach auch scheint, einen schwarzen Körper herzustellen, 
so groß sind doch die technischen Schwierigkeiten, die zu beseitigen sind, 
sobald es sich darum handelt, einen Körper zu konstruieren, der mit einem 
hohen Grade von Genauigkeit die schwarze Strahlung bei sehr verschiedenen, 
aber exakt zu bestimmenden Temperaturen liefern soll. Erst in den letzten 
Jahren ist es den Physikern gelungen, diese Schwierigkeiten zu überwinden. 
Man ist hierbei zu verschiedenen Konstruktionen gelangt, von denen die 
vorteilhafteste wohl diejenige des elektrisch geheizten Körpers sein dürfte, 
da man mit demselben jede beliebige Temperatur bis nahe an den Schmelz 
punkt des Platins hin (2000° abs.) erreichen kann. 
Der schwarze Körper selbst besteht aus einem innen geschwärzten Por 
zellanrohr, welches vorne offen, hinten aber bis auf zwei kleine Öffnungen, 
die zur Durchführung dünner Drähte dienen, geschlossen ist. Im Innern ist 
das Rohr durch Diaphragmen in verschiedene Abteilungen getrennt, die aber 
durch Öffnungen miteinander in Verbindung stehen. Außen ist das Por 
zellanrohr mit einem dicht anschließenden Rohr aus dünnem Platinblech 
umgeben und dieses wiederum von einer Hülle aus Asbestpappe, die zum 
Wärmeschutz des Platinblechs dient. Die beiden Enden des Platinrohrs sind 
leitend mit je einem Pole einer Starkstromleitung verbunden. Geht der 
Strom durch das Platinrohr hindurch, so wird dasselbe erwärmt, und zwar 
hat man es durch Regulierung der Stromstärke in der Hand, das Platinrohr 
von schwachen Erwärmungen an bis zur Weißglut zu heizen. 
Die Wärme des Platinrohrs teilt sich allmählich dem Porzellanrohr mit, 
und nach längerer Heizung mit einem gleichförmigen Strom stellt sich Gleich 
gewicht her zwischen der durch den Strom zugeführten und der durch 
Strahlung und Leitung nach außen abgegebenen Wärme, so daß die hintere 
Abteilung des Rohres, der eigentliche schwarze Körper, überall die gleiche 
Temperatur besitzt. Wann dieser stationäre Zustand eintritt, läßt sich bei 
Temperaturen, die ein Glühen hervorrufen, leicht durch den Anblick erkennen. 
In diesem Falle wird, wie wir oben gesehen haben, das Material, aus dem 
die Hülle besteht, gleichgültig; die vorher noch erkennbaren verschiedenen 
Teile des Hohlraums, besonders das Diaphragma und die im Innern befind 
lichen Platindrähte verschwinden, und der ganze Raum erscheint als vollstän 
dig gleichförmig glühende Fläche. 
Die Ermittelung der Temperatur des Hohlraums geschieht durch ein in 
demselben befindliches Thermoelement, bestehend aus Platin und einer Le 
gierung von Platin mit Rhodium, dessen Drähte durch die erwähnten Öffnungen 
in der Hinterwand der Porzellanröhre nach außen, und zwar unmittelbar in 
ein mit schmelzendem Eise gefülltes Gefäß führen, so daß sich die hintere 
Lötstelle des Elements stets auf der gleichen Temperatur von 0° befindet. Die 
Temperatur selbst wird, wie üblich, vermittels eines Galvanometers gemessen. 
Mathematische Form der Kirchhoff sehen Funktion. Seit Kirchhoff 
sind die Bemühungen vieler Physiker darauf gerichtet gewesen, die wahreForm 
der Kirchhoff sehen Funktion zu finden, von der ihr Entdecker nur allge 
meine Eigenschaften angeben konnte, die allerdings genügten, die Spektral 
analyse zu einem der wichtigsten Zweige der Physik, speziell der Astrophysik,
	        
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