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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
Lithium, Aluminium, Thallium, Kalium, Natrium u. a. Einfache Beziehungen
hat jedoch vorerst nur das ionisierte Helium mit den Ausdrücken
v — 4N Qg — Jpj m = 4, 5, 6 ... (FowLERserie)
v = 4N m = 5, 6, 7 ... (PiCKERiNGserie)
ergeben. Die Konstante N ist hier sehr nahe, wenn auch nicht absolut iden
tisch mit dem für Wasserstoff abgeleiteten Wert. In der Zahl 4 kommt die
doppelte Kernladung des Heliums zum Vorschein. Die beiden letzten Serien,
insbesondere die PiCKERiNGserie, die zuerst bei dem WoLF-RAYETstern £
Puppis vorgefunden wurde, sind längere Zeit hindurch dem Wasserstoff zu
geschrieben worden.
Man unterscheidet bei den Elementen zwischen Hauptserie und Neben
serien, deren Linien durch gewisse gesetzmäßige Eigenschaften sich vonein
ander unterscheiden. Zahlreiche Elemente, wie Natrium, weisen in der Haupt-
und Nebenserie Doppellinien auf, die allerdings um so schwieriger zu trennen
sind, je höher die Ordnungszahl m der Schwingungen wird. Für die größte
Zahl der bekannten Spektrallinien fehlen allerdings vorläufig die Gesetz
mäßigkeiten. Nach den jüngsten großen Fortschritten auf diesem Gebiet ist
die Auffindung weiterer Regeln sicherlich nur eine Frage der Zeit.
Manche Elemente, wie Stickstoff und Sauerstoff, sowie viele chemische Ver
bindungen, wie Kohlenoxyd, Cyan, Titanoxyd u. a. geben Spektra, in denen
die Linien ganz
charakteristisch zu
Gruppen geordnet
sind, so daß auf
den ersten Blick
das Vorhanden
sein einer gesetz
mäßigen Verteilung zu erkennen ist. Man nennt derartige Spektra Bänder
spektra, weil bei geringer Dispersion die einzelnen Linien nicht mehr zu tren
nen sind, sondern in breite, meist einseitig verwaschene Streifen oder Bänder
zusammenfließen. Obgleich das Vorhandensein einer Gesetzmäßigkeit in der
Linienanordnung ohne weiteres zu erkennen ist, hat es doch sehr lange ge
dauert, ehe man ihren mathematischen Ausdruck auch nur annähernd ge
funden hat.
Der typische Bau eines Bänderspektrums ist in der obenstehenden
Abb. 66 angegeben, die ein sog. kanneliertes Bänderspektrum zeigt. Die
Partialbänder sind hier sämtlich nach der gleichen Richtung hin verwaschen,
wodurch der Eindruck von schräg beleuchteten Hohlkehlen entsteht, wie bei
einer kannelierten Säule. Dabei liegen die Kanten der Partialbänder nach
der Seite der Verwaschenheit immer enger zusammen; die Zahl der Partial
bänder ist für jedes folgende Band gewöhnlich um 1 kleiner, und auch der
Abstand der einzelnen Hauptbänder nimmt gewöhnlich nach dieser Richtung
hin ab. Die Gruppierung der Linien innerhalb eines Bandes oder Partialban
des ist bei starker Dispersion gut zu erkennen und zeigt, daß von den Kanten
zwei Linienserien ausgehen, so daß Doppellinien mit wachsendem Abstande
Abb. 66. Bänderspektrum des Cyans