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und unteren Kreise des Hilfszylinders anpassen. Sie
müssen sich also, je weiter sie nach unten zu liegen,
mehr und mehr der Rundung des untersten Kreises
nähern. Die seitlichen Abstände der verschiedenen
Kreisausdehnungen sind von der Mittelachse bei ein
und demselben Kreise gleich weit entfernt; obgleich
eine perspektivische Linienkonstruktion bei seit
licher Stellung solcher Körper, wenn z. B. mehrere
auf einem Bilde dargestellt werden, eine Abweichung
ergeben würde. Siehe Abschnitt 13, perspektivische
V erbreiterungen.
Alle bewegteren Objektformen setzen sich aus
Kegel-, Zylinder- oder Kugelabschnitten zusammen,
die entweder als Außen-(Voll) oder Innen-(Hohl)
formen auftreten. Dabei können sie in der ver
schiedensten Lage zueinander die Objektoberfläche bil
den und, in Mannigfaltigkeit vertreten, Wellenflächen,
Wulste, geschwungene, konische und noch unendlich
viele andere Formen hervorbringen. Die Darstellung
solcher Gebilde wird jedoch genau nach den per
spektivischen Gesetzen und unter Benutzung per
spektivischer Hilfslinien erfolgen müssen, wenn man
die bedenklichsten Fehler vermeiden und mit ge
ringstem Zeitaufwande die allgemeine Struktur des
perspektivischen Aufbaues sicher erlangen will.
Eine Hilfslinienanwendung für derartige Körper
formen ist in der Fig. 225 dargestellt; doch sind
der Klarheit im Bilde wegen nur die allernotwendigsten
Richtungslinien angegeben. Von diesen beziehen
sich diejenigen am Hute auf die zylinderische in
steigender und die Kreiskonstruktion in fallender
Richtung. Die Hilfslinien am Gesichte bilden Teile
von in fallender Neigung dargestellter Kurvenver
kürzungen, während die über Stirn, Nasenbein,
Mund und Kinn laufende eine Kurve in steigender
Richtung darstellt. Die unteren beinahe horizontal an
genommenen Richtungslinien in Höhe des Schlüssel
beines und der Brust sind perspektivisch nach vorn
zu etwas geneigt, weil der Horizont darüber nahe
an der horizontalen Mitte des Bildes angenommen
worden ist.
Abschnitt 19.
Spiegelbilder in der perspektivischen Konstruktion.
ie Gesetze der Abspiegelungen und
ihre perspektivische Konstruktion
stützen sich auf die einfachen
Regeln, daß das Spiegelbild eines
Punktes in der senkrechten Ver
doppelung seines Abstandes von
der spiegelnden Fläche zu finden
ist, und daß dieser Vorgang ein
perspektivischer ist und deshalb perspektivisch kon
struiert werden kann.
Ein Spiegelbild wird durch eine Lichtstrahlen
zurückwerfende Fläche erzeugt, die im allgemeinen
als eine vollkommen glatte Fläche aufzufassen ist.
Die spiegelnden Flächen können aus verschiedenen
Stoffen sein, so erzeugt z. B. die Natur diese auf
der Oberfläche des Wassers und zwar nicht nur
des ruhigen, stehenden, sondern auch des bewegten
Wassers, das seine spiegelnden Eigenschaften durch
die Bewegung keineswegs verliert.
Hier sei an das sogenannte Glitzern der be
wegten Oberfläche erinnert, das erst bei hohem
Wellengänge teilweise durch die Wölbungsflächen
vermindert wird, während Schaum und Wasserdunst
nur sehr schwache Spiegeleigenschaften besitzen,
weil sie die Lichtstrahlen zu sehr zerstreuen. Die
vollkommen ruhige Wasserfläche bietet die vorzüg
lichste Spiegelfläche; man bezeichnet sie deshalb
als durchaus spiegelglatt, weil sie die Lichtstrahlen
geschlossen zurückwirft, in bestimmter Richtung
reflektiert.
Die besten künstlichen Spiegelflächen sind die
Metallspiegel, wozu auch die mit Quecksilber hinter
legten Glasplatten, das Spiegelglas zu rechnen sind.
Doch auch polierte Schrank- oder Tischflächen,
blank gewichstes Parkett, bilden eine mehr oder
weniger stark spiegelnde Fläche. Auch lackierte
Flächen, Glasuren, Flaschen, Gläser, sogar einfache
keramische Erzeugnisse spiegeln wider und erhalten
dadurch ihren Glanz. Die blanken Teile der Be
leuchtungskörper, die Rahmen der Spiegel und
Bilder, noch mehr Helme, Zylinderhüte und Lack
stiefel, alles hat einen gewissen spiegelnden Glanz.
Es ist deshalb jede Fläche, die so glatt ist, daß sie
sichtbare Spiegelreflexe erzeugt, im optischen Sinne