30
sichtswinkel kein gutes, objektiv wahr wir
kendes Bild erzielen.
Beim Inangriffnehmen einer perspektivi
schen Konstruktion läßt schon ein ganz flüch
tiges Linienbild erkennen, ob der richtige,
gewünschte Standpunkt gewählt ist, oder ob
er vor, zurück, nach rechts oder nach links
verschoben werden muß.
Bereits im Abschnitte 2 ist bei der Er
klärung des Sehwinkels die Tatsache be
sprochen, daß an sich gleich große Objekte
in verschiedener Entfernung in ungleicher
Größe erscheinen; ebenso bedingt nach den
obigen Ausführungen die Standpunktent
fernung die mannigfaltigen perspektivischen
Verkürzungen, deren Wirkungen auf Ab
bildung Villa anschaulich gemacht sind.
Die Darstellung zeigt eine baumbepflanzte,
großstädtische Promenadenanlage, mit parallel-
laufenden beiderseitigen und gleichfalls mit
Baumreihen versehenen Fahrstraßen; im
Vordergründe ein kreisrundes Bassin mit
einem Springbrunnen. Die ganze Anlage ist
vollkommen symmetrisch, die Hauptachse
führt also mitten durch sie. Der Beschauer
steht aber nicht in dieser Mittelachse, son
dern links von ihr auf dem Fußwege
(Fig. 34), sieht jedoch mitten auf sämtliche
Objekte. Daraus ergibt sich folgende Situa
tion: Der Beobachter steht in der Kon
struktion im Standpunkte St. Der Haupt
blick ist als starrer Konstruktionsblick in
der Augenrichtung angegeben. Das Gesamt
bild Villa führt eine jener landschaftlichen
Stadtscenerien vor, wie sie wohl jeder
durch Photographien oder aus eigener An
schauung kennt und sich daher auch leicht
selbst durch den Augenschein an ähnlichen
Beispielen von der Richtigkeit des nach
folgenden überzeugen kann.
auch für den starren Konstruktions-Sehwinkel 40°
nicht überschritten werden dürfen, wenn ein ob
jektiv richtig wirkendes Bild erzielt werden soll.
Doch noch ein anderer wichtiger Umstand ist bei
der Berechnung in Betracht zu ziehen und zwar
die Projektion auf eine gerade Bildebene, (siehe
Abschnitt 6, Ueberschreiten des Gesichtswinkels).
Die seitlich befindlichen Objekte werden durch die
zentrale Projektion vom S/.-Punkte aus, infolge der
sehr schräg einschneidenden Sehstrahlprojektionen,
(siehe Fig. 38) unverhältnismäßig stärker verbreitert,
als die in der Mitte befindlichen Objekte. Er
fahrungsgemäß ist daher für die zur Darstellung
gelangenden Hauptobjekte ein Sehwinkel von un
gefähr 30° anzunehmen, es verbleibt dann für etwa
seitlich befindliche Objekte, wie z. B. zur Staffage
dienende Bildergänzungen, Teilansichten von Neben
objekten usw. immer noch genügend Spielraum,
um einen größeren Bildwinkel von etwa 35°
bis aber höchstens 40° für das Gesamtbild inne zu
halten.
« r Ebenso wie beim Photographieren ein Bild
winkel von 30° nicht überschritten werden darf,
ohne mit seitlichen perspektivischen Verzerrungen
rechnen zu müssen, kann man auch bei der per
spektivischen Darstellungsweise bei größerem Ge
namcjlpaaa
iSCl^V^silllllii ypische Merkmale sind bei der
Besichtigung des Bildes zu be
achten. Sämtliche Wege und
Rasenbänke laufen spitz zu, ob
gleich sie in Wirklichkeit parallel
zueinander liegen; die gleich hohen
Bäume erscheinen in der Ent
fernung bedeutend kleiner, die
Personen ebenfalls; genug, alle
diese Verkürzungen laufen schein
bar in einem Punkte F zusammen. Daraus folgt:
„alle parallelen Linien streben nach einem gemein
samen perspektivischen Fluchtpunkte, auch Ver
seil windungspunkt genannt.“
Die Bäume, Personen und senkrechten Kanten
der Bassinpostamente stehen jedoch im Bilde alle
senkrecht und daraus folgt, daß alle vertikalen
Richtungen in der perspektivischen Erscheinung
auch vertikal angenommen werden können, weil ihre
objektiv vorhandenen Flucht- oder Verschwindungs-
punkte so weit entfernt liegen würden, daß sie für
eine so geringe Bildhöhe nicht in Frage kommen.
(Siehe Abschnitt 8 „Perspektivische Fluchtpunkte“
und lese über die vertikalen Linien im Abschnitt 22
und 23 der „Decken- und Luftballonperspektive“ nach.)