Full text: Neues Lehrbuch der Perspektive

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ebenso großen, aber in Ueberlebensgröße gemalten 
Stilleben oder Portraitbilde, das den größeren Ab 
stand verträgt. Jedenfalls ist sicher, daß bei Dar 
stellungen, die nicht gerade als Illustrationen dienen, 
ein etwas zu großer Abstand im allgemeinen nicht 
sehr schadet, dagegen ein zu kleiner sehr nachteilig 
wirkt. In der Fig. 37 ist eine Meßvorrichtung für 
die Augenabstände eingezeichnet, doch versagt auch 
sie bei kleinen Bildern, wie bei Illustrationen usw., 
weil ja der Abstand für normales Sehen nie unter 
25 cm anzunehmen ist. Doch zeigt die Figur, daß 
die Gesichtsentfernung, der Augenabstand für das 
Bild, auch von dem Seh- oder Gesichtswinkel ab 
hängig ist. Bei kleineren Bildern beträgt dieser 
nur zirka 30°, bei großen perspektivischen Dar 
stellungen darf er ni'cht gut 40° überschreiten, 
um richtige optische Wirkung zu gewährleisten. 
Hierüber ist bereits im Abschnitte 4 eine ein 
gehendere Erklärung gegeben und besonders betont, 
daß beim starren Blicke in der konstruktiven Per 
spektive das Gesichtsfeld hauptsächlich deshalb nicht 
zu groß angenommen werden darf, weil die Bild 
ebene meist eine gerade Fläche ist. Es liegt ge 
wissermaßen eine konstruktive Grenze vor, den Seh 
winkel zu überschreiten, da alle an den äußersten 
Seiten des Bildes dargestellten Objekte durch einen 
zu schrägen Einschnitt der Projektions- oder Seh 
strahlen in die Bildebene eine übermäßig starke 
Verbreiterung und demzufolge Verzerrung er 
fahren. 
Siehe Fig. 38 zum Vergleiche der Breite gleicher 
Körper bei verschiedener Projektionslage, a-b gegen 
e-f und c-d gegen g-h ; besonders diese letztere Ver 
breiterung bestätigt das Gesagte. 
Solche Verbreiterungen können nur durch runde 
Bildebene oder Knickung derselben, siehe Fig. 98, 
ausgeglichen werden, wie erstere bei der Panorama 
perspektive, wenn jene im Kreise aufgestellt wird 
und jeder Punkt seine richtige optische Ueber- 
tragung erhält. Demnach könnte ein Perspektiv 
bild mit größerem Gesichtswinkel nur dann einen 
vollkommen natürlichen Eindruck hervorrufen, wenn 
die Projektionsfläche als Hohlkugel angenommen 
wird, mit dem Augenstandpunkte als Zentrum und 
dem Augenabstande als Radius. Die Konstruktion 
auf einer solchen Hohlkugelfläche ist natürlich 
möglich; aber es ist praktisch undurchführbar, 
einem gerahmten Bilde diese Form zu geben, ab 
gesehen davon, daß dann der natürliche Licht 
einfall auf dieser kein gleichmäßiger sein kann, 
sondern eine durch das äußere Licht hervorgerufene 
Abschattierung der Fläche eintritt. 
Abschnitt 7. 
Maßstäbe der geometrischen Objektzeichnungen. Die Bildebene und ihre Lage 
zum geometrischen Grundrisse. 
ie allgemeine Anordnung und Größe 
der Darstellungsobjekte wird im geo 
metrischen Grundrisse nach einem be 
stimmten Maßstabe aufgetragen. Diese 
verschiedenen Maßeinteilungen sind: 
1:1000 oder 1 cm = 10 m gesetzt. 1:500 
oder 1 cm = 5m; 1:250 oder 0,4 cm = 
1 m; 1:200 oder 0,5 cm =- 1 m; 1:100 
(1 cm wirkliches Maß gleich 1 m Zeichenmaß); 1:50 
oder 2 cm = 1 m; 1:25 oder 4 cm = 1 m; 1:20 oder 
5 cm = 1 m; 1:10 oder 10 cm = 1 m; endlich 1:5 
oder 20 cm = 1 m. 
Die Wahl des Maßstabes für den geometrischen 
Grundriß und Aufriß hängt ganz von den dar 
zustellenden Objekten, sowie von der gewünschten 
Bildgröße der perspektivischen Darstellung ab. Für 
Totalansichten von Hafenanlagen, Ausstellungen und 
ähnlichen Objekten wird man einen kleinen Maßstab 
wählen, etwa 1:1000 oder 1:500. Für größere Ge 
bäudekomplexe, Park- und Gartenanlagen etc., etwa 
1:250 bis 1:200; für einzelne Bauwerke wie große 
Kirchen, Parlamentsgebäude, 1:200 bis 1:100 und 
kleinere Außenobjekte wie Terrassenanlagen, Villen, 
große Innendarstellungen 1:100 bis 1:50; bei um 
fangreicherer Bildgröße der Perspektivdarstellung 
sogar 1:25. Bei allen Innenräumen von nicht gar 
zu weiter Ausdehnung ist der Maßstab 1:25—1:20 
der übliche, und nur die Darstellungen einzelner 
Objekte, wie Zimmerecken, Kamine, Altäre, Schränke, 
Kronleuchter etc. konstruiert man aus dem Geo 
metrischen, das im Maßstabe von 1:20 bis 1:10 
oder gar 1:5 gezeichnet wurde. Noch eine Maß 
einteilung sei hierbei erwähnt: oder 1 m 
gleich 3 cm, die gern für kleine Innenräume gewählt 
wird, um durch eine geeignete Lage der Bildebene 
ein größeres Perspektivbild zur deutlicheren, weil 
größeren Darstellung von Objektseinzelheiten zu 
gewinnen. Der Maßstab richtet sich auch nach der 
Bildgröße, indem bei umfangreicherer Darstellungs 
fläche auch ein entsprechend größerer Maßstab für 
die geometrische Zeichnung gewählt werden muß. 
Bezüglich des geometrischen Aufrisses ist hier 
noch zu bemerken, daß für die perspektivische 
Konstruktion nur die Höhenlagen der Objektpunkte 
maßgebend sind; es ist demnach keine direkte 
Projektion aus dem geometrischen Grundrisse er 
forderlich, wie z. B. Uebereckzeichnung, seitlich 
schräg gesehene Kippung, bei symmetrischer Anlage 
ganze Ansichten usw. 
Bildebene. Die Lage der Bildebene im geo 
metrischen Grundrisse ist an keine bestimmten 
Regeln gebunden, wenn sie nur stets senkrecht 
zur Augenrichtung, d. i. zur Augenabstandslinie, 
gerichtet ist. Wie die Bildebene im Grundrisse 
liegt und in welchem Verhältnisse sie zu den Dar 
stellungsobjekten steht, hängt ganz von dem fest 
gelegten Standpunkte ab, der Augenrichtung, sowie 
vom Augenabstande, nicht umgekehrt, wie so häufig 
die Meinung ist. Vorstehende Erläuterung ist in 
dem Sinne zu verstehen, wie auch bereits erwähnt, 
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