Blatt 1.
Man erkennt auch, daß in beiden Fällen die Summe
beider Neigungswinkel a -f- ß immer gleich 90° ist.
Es erübrigt schließlich noch die Bestimmung der beiden
Neigungswinkel der Strecke ab in Fig. 5, welche aber erst
gelegentlich der Besprechung der Fig. Fig. 20 und 21 ge
geben werden soll.
Hinsichtlich der Größe eines N.W. ist Folgendes leicht
einzusehen:
Der Winkel — kurz W. —, welchen eine Gerade mit
ihrer P. einschließt, ist kleiner als jeder Winkel, den sie
mit einer anderen Geraden der Projektionsebene bildet, d. h.
kleiner als der Winkel, welchen sie mit irgend einer Geraden
der Ebene bildet, welche ebenfalls durch ihre Spur geht.
Ein N.W. kann nur ein spitzer, höchstens
ein rechter Winkel sein.
Der Nebenwinkel des N.W. ist dergrößte
Winkel, welchen die Gerade mit irgend einer
Geraden der Ebene bilden kann.
Man erkennt, daß die Neigungswinkel
einer Geraden zu den T.T. überhaupt in
Summe immer kleiner, höchstens gleich
90° sein können. Die Grenzfälle sind 0°
und 90°, und zwar gehört ersterer einer
Geraden an, welche || zur A. ist, wie z. B.
die Gerade l m in Fig. 10, letzterer einer Ge
raden, welche _L zur A. und dabei geneigt zu
beiden T.T. ist, wie z.B. Gerade v iv in Fig. 15.
Alle anderen Fälle liegen dazwischen.
Ein wichtiger Begriff ist die Spur einer
geraden Linie. Man versteht darunter den
Schnittpunkt der Linie bezw. ihrer Ver
längerung mit einer T. und zwar bezeichnet
man mit 1. Spur — kurz 1. Sp. — oder Grundrißspur jenen
Punkt, in welchem eine Gerade die 1. T., und mit 2. Spur
— kurz 2. Sp. — oder Aufrißspur jenen Punkt, in welchem
eine Gerade die 2. T. schneidet.
Gegeben ist in Fig. 17 eine Gerade A durch ihre
P.P. A t und A 2 , gesucht sind ihre Spuren — kurz Sp. Sp.
Die 1. Sp. r ist jener Punkt, welchen Gerade und 1. T.
gemeinsam haben; seine 2. P. r 2 muß deshalb wie bei jedem
Punkte der 1. T. in der A. liegen; als Punkt der Geraden A
muß aber auch seine 2. P. in der 2. P. der Geraden sein,
folglich ist der gesuchte Punkt r 2 kein anderer als der Schnitt
punkt beider Linien. Die 1. P. ?\ ist alsdann _L zur A.
unter r 2 in A l .
Die 2. Sp. s ist der gemeinsame Punkt von A und
der 2. T. Als Punkt der 2. T. ist seine 1. P.
in der A., er muß aber auch als Punkt der
Geraden A seine 1. P. in A x haben. Dem
nach ist s x der Durchschnitt beider. s 2 liegt _L
über s x in A 2 .
Eine 1. Sp. fällt stets mit ihrer 1. P.,
eine 2. Sp. stets mit ihrer 2. P. zusammen.
Vorstehendes läßt sich in einer Regel zu
sammenfassen:
«Man findet die 1. Sp. einer geraden Linie,
wenn man deren 2. P. verlängert bis zur A.,
in diesem Schnittpunkte und in der 1. T.
eine Senkrechte errichtet, so ist da, wo diese
die 1. P. der Geraden schneidet, die 1. Sp.
Dieselbe fällt mit ihrer 1. P. zusammen und hat
ihre 2. P. in der A.»
«Man findet die 2. Sp. einer geraden Linie,
wenn man deren 1. P. verlängert bis zur A.
und in diesem Schnittpunkte und in der 2. T.
eine Senkrechte errichtet. Wo diese Senkrechte
die 2. P. der Geraden schneidet, ist die 2. Sp. Dieselbe fällt
mit ihrer 2. P. zusammen, ihre 1. P. liegt in der A.»
Man erkennt: Ist eine Gerade schief zu beiden T. T.,
so hat sie zwei Sp.Sp.; ist sie || zu einer T., zur anderen
aber schief, so hat sie nur eine Sp. und zwar in der T., mit
welcher sie nicht || ist; ist sic aber zu beiden T.T. |j , so
besitzt sie keine Sp.Sp.»
Die beiden Sp.Sp. einer Geraden können auch in einem
Punkte zusammenfallen, wenn nämlich die Gerade durch
einen Punkt der A. geht. Es schneiden sich die Risse der
Geraden auch in diesem Punkte. Schneiden sich diese
also in der A., so schneidet die Gerade selbst die A.
Steht eine Gerade zur A. _L und ist schief zu beiden
T. T., so müssen die Sp. Sp. in einer 3. P. bestimmt werden.
Auch ist einzusehen, daß die Lage einer Geraden zu