Blatt 35.
einer Seite beider Körper liegen. So sind, wie die Tabelle zeigt,
die Punkte I und III zugleich auf den Seiten b chg und
з, 4, 8, 7 gelegen und sind deshalb geradlinig zu verbinden;
ebenso auch III und V als in c d i h und 3, 4, 8, 7, ebenso
V und XIV, als in den Seiten d e 7c i und 3, 4, 8, 7 liegend
и. s. w. So fährt man fort, bis alle gefundenen Punkte ein
gereiht sind, und man wieder zum Ausgangspunkt (hier I)
zurückgelangt ist. Es ergiebt sieb dadurch der Linienzug:
I—III—V—XIV— VII — X — VIII — XII — VI — IV—
XI—II—IX—XIII—1.
Bezüglich Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit ist natürlich
jede einzelne Stellung des Körpers und jede Projektion ge
trennt zu betrachten. Beziehen wir uns hier auf die Stellung
in Fig. 2 und tragen sofort in der Tabelle ein, welche Seiten
beider Körper sichtbar, welche unsichtbar sind*, so ergeben
sich in 2. P. als sichtbar die Seiten a bgf, eaflc des gelben
Prismas und 1, 2,6,5 und 4,1,5,8 des blauen Prismas; in
1. P. sind sichtbar ab gf, b chg, edi h, de lei, eaflc des
gelben Prismas und 1, 2, 6, 5 und 2, 3, 7, 6 des blauen Pris
mas, wobei wir auch jede Körperseite als sichtbar bezeichnen
wollen, die in der P. als Strecke erscheint. Alle übrigen
nicht genannten Seiten in beiden P. P. sind unsichtbar.
Ein Stück des Umfanges der Schnittfigur kann nur
dann sichtbar sein, wenn es sich in Bezug auf beide Körper
in sichtbaren Seiten befindet. So sind hier die Stücke
I—1I1, III—V und V—XIV in 2. P. unsichtbar, weil
sie sich auf den unsichtbaren Körperseiten begh, cclih,
delci und 3,4,8,7 befinden; II—IX und IX— XIII
hingegen erscheinen als sichtbar, weil sie auf den sicht
baren Seiten ab gf, 1, 2,6, 5 und 4,1, 5, 8 liegen. Die Strecke
XIV—VII ist zwar auf der sichtbaren Seite 4,1, 5,8, weil
sie aber auch auf der unsichtbaren Seite delci ist, so er
scheint sie unsichtbar u. s. w. Die nämliche Entscheidung
ist auch bezüglich der 1. P. zu treffen.
Da wir im vorliegenden Falle alle gefundenen Punkte
an reihen konnten, ehe wir auf den Ausgangspunkt I zurück
kamen, so ist dies ein Zeichen dafür, daß es hier nur einen
Linienzug der Durchdringung giebt, demnach sich die beiden
Prismen gegenseitig anschneiden.
In Fig. 3 ist das blaue Prisma nach vollendeter Durch
dringung für sich allein in gleicher Stellung wie Fig. 2 ge
zeichnet; ebenso in Fig. 4 das gelbe, nachdem es aus |
Stellung Fig. 1 || zur 2. T. umgekippt und mit seiner
Kante af auf die 1. T. gelegt wurde. Man erkennt hier
sehr anschaulich, welches Stück der eine Körper dem anderen
herausgestoßen hat.
Das den beiden Körpern gemeinsame Stück — der
Kern — ist in Fig. 5 in zwei P. P. dargestellt. Wird es
dem blauen Prisma eingesetzt, so ist dasselbe wieder voll
ständig; ebenso vervollständigt es das gelbe, wenn es in
dieses eingesetzt wird.
In den Fig. Fig. 6 und 7 sind die Mäntel beider
Prismen gezeichnet mit den sich infolge der Durchdringung
ergebenden Lücken.
Hierzu ist zu bemerken: Liegen die Durchgangspunkte
auf einer Körperkante, so sind ihre Abstände von Boden
oder Deckfläche leicht aus den P. P. der Fig. Fig. 1 und
2 zu entnehmen und aufzutragen, wie z. B. bei den Punkten
I und II auf Kante bg der Fig. 7.
* Mit dem Zeichen X für sichtbar und O für unsichtbar.
75
Befinden sie sich aber im Inneren einer Körperseite
(also zwischen zwei Seitenkanten), so muß man durch jeden
solchen Punkt eine Mantellinie ziehen, deren Fußpunkt in
die Abwickelung übertragen und auf der Verwandelten der
selben dem Punkt die richtige Lage geben. So ist z. B.
durch den Punkt IX eine Mantellinie aß gezogen; der Ab
stand des Fußpunktes a von a — a 1 a x ist aus der 1. P. Fig. 1
nach Fig. 7 — ua übertragen worden; es wurde dort die
Linie aß gezogen und dem Punkt IX der Abstand IXa
— IXa 2 in 2. P. Fig. 1 gegeben.
Ebenso wurden auch die in Fig. 6, hier innerhalb der
Umfänge der Seiten liegenden, Punkte I und II über
tragen u. s. f.
Da der Linienzug der Durchdringung den Oberflächen
beider Körper angehört, so müssen die Verwandelten desselben
in den Abwickelungen der Fig. Fig. 6 und 7 nicht allein in
ihren ganzen Längen, sondern auch in den Längen aller gleich
nummerierten Stücke vollständig übereinstimmen. So muß
z. B. I—III in Fig. 6 genau gleich lang sein I—III in
Fig. 7; III—V in Fig. 6 muß mit III—V in Fig. 7 über
einstimmen u. s. w.
Es liegt hierin eine zuverlässige Kontrolle für gewissen
hafte Konstruktion der Körperdurchdringung.
Blatt 25.
Durchdringung eines Prismas und eines Pyramiden
stumpfes.
Mit Verwendung von Lotebenen.
Nicht immer ist die Sachlage eine so einfache wie bei
der Durchdringung der beiden Prismen des Blattes 24.
Bei einer Pyramide oder einem Kegel kann sich über
haupt der Mantel nie als Linienzug projizieren, und Prisma
und Cylinder stehen auch nicht immer _L zu einer der T. T.
In allen solchen Fällen ist ein System anzuwenden, das
immer zu gebrauchen ist, und von welchem wir nur ab
gehen werden, wenn wir bei dazu geeigneter Sachlage
auf anderem Wege eine besondere Vereinfachung erwarten.
Es ist die Verwendung der schon gelegentlich der Besprechung
des Blattes 22 erwähnten L. E. L. E. zur Bestimmung der
einzelnen Punkte der Durchdringung.
Gegeben sind in Fig. 1 ein vierseitiges schief abge
schnittenes Prisma 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 und eine ab
gestumpfte Pyramide abcdefghilc durch vorgeschriebene
Maße; gesucht ist die Durchdringung beider Körper.
Zunächst legen wir die Tabelle an mit allen in Betracht
kommenden Körperseiten und entscheiden auch, welche
dieser Seiten in beiden P. P. sichtbar sind oder nicht. Von
den Boden- und Deckflächen beider Körper sehen wir dabei
ab, da ein Blick auf die 1. P. zeigt, daß diese sich nicht
an der Durchdringung beteiligen können, da ihre P. P. außer
halb der von den beiden Bildkonturen eingeschlossenen
Figur liegen.
Es sind also höchstens achtzehn Durchgangspunkte zu
erwarten, da beide Körper zusammen neun Seitenkanten
besitzen.
Wir lassen zuerst die Seitenkanten der Pyramide durch
die Seiten des Prismas dringen und beginnen dabei mit der
10 *