Blatt 20.
81
Blatt 29.
Durchdringung eines Prismas und einer Pyramide.
Mit Verwendung von Ebenen parallel zu den Seiten
kanten des Prismas und durch die Spitze der Pyra
mide gehend.
Wenn sich, wie im vorliegenden Falle, ein Prisma
und eine abgestumpfte Pyramide, deren Bodenilächen in
derselben Tafel liegen, durchdringen, so fühlen wir uns
ebenfalls veranlaßt, zur Bestimmung der Durchdringungs
punkte von der Verwendung von Lotebenen abzusehen und
Hülfsebenen zu benutzen, welche || zu den Seitenkanten des
Prismas sind und sämtlich durch die Pyramidenspitze gehen,
da hierdurch eine Vereinfachung der Konstruktion möglich
ist, besonders dann, wenn Prisma und Pyramide viele Seiten
besitzen.
Diese Hülfsebenen schneiden das Prisma stets nach
Parallelogrammen und die Pyramide (ergänzt gedacht) immer
nach Dreiecken.
Fig. 1. Wir verfahren wie folgt: Durch die Spitze s j
der vollständigen Pyramide ziehen wir zu den Seitenkanten
eine Parallele und bestimmen von ihr die 1. Sp. t. Dieser
Punkt, in welchem sich alle Hülfsebenen schneiden, ist von
großer Wichtigkeit und kann mit dem Ausdruck «Schlüssel
punkt» bezeichnet werden.
Verbinden wir t mit 1 , so ist \ die 1. Sp. einer
Ebene lts, welche durch die Spitze der Pyramide geht, da’
sie die Gerade ts enthält und parallel zu den Seitenkanten
des Prismas ist, weil ihre Gerade ts zu diesen Seitenkanten 1
läuft.* Aus diesen Gründen schneidet sie die Pyramide nach
dem Dreieck mns und das Prisma nach einem Parallelo
gramm, von welchem wir aber nur die Kante 1 — 5 be
rücksichtigen.
Es befinden sich daher in einer Ebene die Geraden
1 — 5, ms und ns, Avelche sich, wie man sieht, in den
Punkten I und II schneiden. Diese Punkte, welche zugleich
auf einer Seitenkante des Prismas (1 — 5) und auf der Ober
fläche (in den Seiten cds und abs ) der Pyramide liegen,
gehören daher der Durchdringung an.
* Jede Ebene, welche durch die eine von zwei || Geraden gelegt
wird, ist auch || zu der anderen Geraden.
C. Alberti, Darstellende Geometrie.
Mit einem Blicke bemerkt man, daß die Prismenkante
2 — 6 an der Pyramide vorübergeht, da die 1. Sp. t2 einer
Ebene st26 die Grundfläche abcde der Pyramide nicht
schneidet. Es kann als ein Vorteil des hier benutzten Ver
fahrens gegenüber den L.E. L.E. angesehen werden, daß
man ohne zu konstruieren sogleich die Nichtbeteiligung einer
Seitenkante des Prismas an der Durchdringung zu erkennen
vermag.
Durch Schneiden der Kante 3—7 gewinnen wir die
Punkte III und IV. Die Kante 4 — 8 geht an der Pyra
mide vorbei.
Verbinden wir a mit t , so ist at die 1. Sp. einer
Ebene ats , welche das Prisma nach einem Parallelogramm
(mit den beiden von p und q ausgehenden Mantellinien als
Kanten) und die Pyramide nach einem Dreieck, von welchem
wir aber nur die Kante as berücksichtigen, schneidet. Es
befinden sich demnach in t einer Ebene die Geraden as und
die Prismenmantellinien für p und q ; sie schneiden sich,
wie man sieht, in den Punkten V — VI, welche demnach
ebenfalls Durchdringungspunkte sind.
In gleicher Weise liefert die Seitenkante bs der Pyra
mide die Punkte VII und VIII; Kante cs die Punkte IX
und X; Kante ds die Punkte XI und XII und Kante es
die Punkte XIII und XIV.
Von allen Punkten werden sogleich die 2. P.P. be
stimmt; auch werden die Punkte alsbald in die schon vor
bereitete Tabelle richtig eingetragen. Diese enthält nur die
Seiten beider Körper, ein Blick auf die 2. P. Fig. 1 zeigt,
daß sich deren Grundflächen nicht an der Durchdringung
beteiligen.
Es ergeben sich durch die Verbindung der zusammen
gehörigen Punkte die Linienzüge: I — IX — VII— II—V —
XIII—XI—I und III—X — VIII—IV— VI— XIV— XII
— III; ein Zeichen dafür, daß eine vollständige Durch
dringung vorliegt, indem die Pyramide an dem einen Linien
zuge — Eintritts-Linienzug — in das Prisma eindringt und
es andern anderen— Austritts-Linienzug — wieder verläßt.
Das Prisma wird also durchlocht, und die Pyramide wird in
zwei Teile (von dem Kern abgesehen) zerschnitten.
Kommt man demnach bei der Verbindung der Punkte
i mit Hülfe der Tabelle auf den Ausgangspunkt zurück, ohne
j sämtliche konstruierten Punkte aufgenommen zu haben, so
11