Schriften. Ein Gelehrter und ein Hofmann, dem der Adel um seiner Lei-
stung willen verliehen wurde. Als Künstler dachte er mehr linear als räum-
lich; daneben war er ein fanatischer Priester der Säule und des mit ihr
verbundenen Tempelgedankens. Die Glyptothek in München ist ein stein-
gewordenes Stilprogramm; die Denkmalarchitektur der Walhalla — ein
dorischer Tempel mit altdeutschem Namen! — auf einer Anhöhe nahe der
Donau bei Regensburg, der Säulengang hinter der viel zu großen Bavaria
von Schwanthaler auf der Theresienwiese und die Schauarchitektur der
Propyläen in München sind es nicht minder. Seine kalten Repräsentations-
bauten verraten eine unbeirrbare Gesinnung, sie strömen pathetisch Lange-
weile aus, haben aber stets einen Achtungserfolg.
Sein Rivale FRIEDRICH VON GÄRTNER, der ebenfalls in München ge-
adelt wurde, hat seinem Namen Nachruhm gesichert mit dem Bau der
Feldherrnhalle nach berühmtem florentinischen Muster, und mit dem Sie-
gestor weiter oben nach Schwabing zu. Sein Anteil am Städtebaulichen ist
am reinsten sichtbar in der Maximilianstraße, der das hochgelegene Mazxi-
milianeum FRIEDRICH BÜRKLEINS zum Blickpunkt wird. Freilich ist der
Stil hier nicht sowohl griechisch als vielmehr gotisch. Grundsätzlich kommt
es auf dasselbe hinaus. Die eifrig mitplanenden königlichen Bauherren der
beiden klassizistischen Architekten, Ludwig und Maximilian, bewegten sich
mit historisierender Phantasie willkürlich zwischen griechischen, römi-
schen, gotischen und italienischen Formen. Daß Gärtner einem Renais-
sanceismus zuneigt, unterscheidet ihn wenig von Klenze, da auch er aka-
demisch empfand. Den neuen Stadteilen Münchens ist dieser gebildete
Akademismus immerhin zugute gekommen. Verderblich war dagegen die
Restauratorentätigkeit solcher besserwissenden Akademiker. Willich merkt
darüber im Allgemeinen Lexikon der Bildenden Künstler vernichtend an:
»Was Gärtner und sein Genosse Heideloff in Regensburg, Bamberg, Heil-
bronn und Speyer aus Unkenntnis des Mittelalters, besonders aber aus Haß
gegen deutsche Renaissance, Barock und Rokoko verübt haben, gehört zu
den schwärzesten Blättern der Kunstgeschichte des vergangenen Jahrhun-
derts.« — Gärtner war Sohn eines süddeutschen Architekten und reiste von
1814 bis 1820 in Frankreich, Italien, Holland und England — später auch in
Griechenland. Der Maler Peter Cornelius vermittelte in Italien die Bekannt-
schaft mit König Ludwig dem Ersten. Bei der Ausstattung der Münchner
JA