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„und sich, vermöge der erlangten Geschwindigkeit, an der
„andern Seite der Verticale fast bis zu derselben Höhe erheben,
„von der es ausgegangen ist. Dort angelangt, erlischt seine
„Geschwindigkeit, wechselt das Zeichen und führt ihn abermals
„durch die Verticale, bis etwas unter seinen Ausgangspunkt.
„Somit schwingt die Masse in einem Kreisbogen, dessen Ebene
„wohl bestimmt ist und vermöge der Trägheit der Materie eine
„unveränderte Lage im Raume bewahrt.
„Wenn also diese Schwingungen eine gewisse Zeit hindurch
„andauern, so wird die Bewegung der Erde, die sich unauf
hörlich von Westen nach Osten dreht , sichtbar durch den
„Contrast mit der Unbeweglichkeit der Schwingungsebene, de-
„ren Projection auf dem Boden eine übereinstimmende Bewe
gung mit der scheinbaren der Himmelskugel zu besitzen
„scheint; und wenn die Schwingungen sich 24 Stunden lang
„fortsetzen, wird die Projection ihrer Ebene in derselben Zeit
„eine volle Drehung um die Verticalprojection des Aufhänge-
„punktes ausführen.
„Das sind die idealen Bedingungen, unter welchen
„die Achsendrehung der Erde für die Beobachtung augen
scheinlich wird. Allein in Wirklichkeit ist man genöthigt,
„einen Stützpunkt auf einem sich bewegenden Boden zu neh-
„men; die rigiden Stücke, an welchen man das obere Ende des
„Pendelfadens befestigt, können der täglichen Bewegung nicht
„entzogen werden, und daher könnte man im ersten Augenblick
„fürchten, dass diese dem Faden und der Pendelmasse mitge-
„theilte Bewegung die Richtung der Schwingungsebene ändere.
„Indess weist hier die Theorie keine ernste Schwierigkeit nach,
„und andererseits hat der Versuch mir gezeigt, dass man den
„Faden, sobald er nur rund und homogen ist, ziemlich rasch in
„diesem oder jenem Sinne um sich selbst drehen kann, ohne
„merklich auf die Lage der Schwingungsebene einzuwirken, so
„dass also der oben beschriebene Versuch unter dem Pole in
„seiner ganzen Reinheit gelingen muss.
„Unter unsern Breiten complicirt sich aber die Ercheinung
„durch ein etwas schwer zu beurteilendes Element, auf