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Planeten zu irgend einer mittleren bekannt, so kann man
die Entfernung r in Teilen dieser mittleren Entfernung
angeben.
Aus den fünf regulären Körpern lassen sich die genauen
Werte der Verhältnisse der mittleren Entfernungen nicht
bestimmen, die wahren Werte folgen aus den Harmonien:
es müssen sich daher aus den mittleren täglichen Winkel
bewegungen der Planeten, welche zu den mittleren Ent
fernungen gehören, diese Verhältnisse bestimmen lassen.
Dazu ist nötig, daß das Gesetz zwischen den mittleren täg
lichen Winkelbewegungen (oder Umlaufszeiten) und den
mittleren Entfernungen bekannt ist; in diesem Gesetze ist
die Verbindung der beiden Prinzipe des Weltbaues nach
den fünf regulären Körpern und nach den Harmonien aus
gedrückt.
Zunächst war es gewiß, daß die Umlaufszeit eines Pla
neten von seiner mittleren Entfernung abhängt; daß der
größeren Umlaufszeit die größere Entfernung entspricht,
daß jedoch dies Verhältnis kein einfaches ist, sondern das
der Umlaufszeiten größer ist. Kepler erklärte dies dadurch,
daß die Umlaufszeit des entfernteren Planeten einerseits
durch den größeren Raum, den der Planet zu durchlaufen
hat, andererseits durch die Abnahme der Sonnenkraft in der
Entfernung vergrößert wird. Es war eine glückliche Idee,
die ihn bestimmte, die verschiedenen Potenzen der Umlaufs
zeiten und mittleren Entfernungen miteinander zu ver
gleichen. Kepler spricht das gefundene Gesetz im 3. Kapitel
des fünften Buches der Harmonien folgendermaßen aus:
»Es ist ganz gewiß, daß das Verhältnis der periodischen
Umlaufszeiten genau das ein- und einhalbfache*) des
*) Älterer Ausdruck für die ip e Potenz eines Verhältnisses.
Frischauf, Astronomie. 2. Aufl. 10