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Halbkugeln.
lichen Lehrbücher der Optik ein, unter
denen ich, namentlich in diesem Bezüge,
das altere, aber sehr verdienstliche Werk
des Englischen Naturforschers Smith:
„Vollständiger Lehrbcgriff der Optik, nach
dem Englischen des Smith, mit Zusä
tzen von (dem bekannten Deutschen Ma-
thcmatiker) Käst ner." Altcnburg. 1755.
4. (wäre wohl einer neuen Bearbeitung
werth) besonders auszeichne. •«* ■
K
Halbkugeln, Hemisphären; Nemis-
phaeria ; Hémispheres. Jeder größte
Kreis theilt die Kugel (den Kugelkörper)
durch seine Ebene, und die Kugelfläche
durch seinen Umkreis in zwei gleiche Hälf
ten, welche man „Halbkugeln" nennt. In
der Astronomie und Geographie führen
diesen Namen besonders diejenigen Hälf
ten, in welche die Erd- und Himmelvkugel
durch den Horizont, Aequator und
Mittagskreis getheilt werden.
Der Horizont (vcrgl. den besondern
Art.) theilt zunächst den Himmel in die
für uns sichtbare und unsichtbare,
oder, welches hier eben soviel ist, in die
obere und untere „Halbkugel" ein.
— Welchen Platz wir auf der Oberfläche
der Erdkugel einnehmen mögen, so kommt
uns unser Standpunct jederzeit als der
Mittelpunct der uns einschließenden,
scheinbaren H i m m e l s-H o h l k u g e l vor,
und die, diesem Standpuncte entspre
chende wagerechte- (die Horizontal-)
Ebene (der Horizont) führt, erweitert,
zur Himmelshohlkugel, und halbirt die
selbe dergestalt, daß eine volle (eine
ganze) Hälfte („Hohlkugel") davon
über der theilenden-, der „Horizontal"-
Ebene zu liegen scheint, demgemäß wir
die zweite ganze und jener ersteren dem
nach völlig gleiche Hälfte als unter die
ser Ebene liegend anzusehen haben. Da
derselbe Umstand, Erfahrungs-gemäß, für
alle Puncte der Erdoberfläche, also auch
für jede zwei diametral entgegen
gesetzte und mithin den ganzen Durch
messer der Erdkugel zwischen sich haltende
solche Puncte Statt findet; so muß die
ser Durchmesser gegen die Entfernung der
scheinbaren Himmclshohlkugel (der an ihr
haftend angenommenen Gestirne) nicht in
Betracht kommen, weil, wie man als
bald einsieht, sonst die angegebene Gleich
heit der beiden Halbkugeln nicht wahr-
genommen * werden könnte: eS muß so
seyn, als wenn die beiden, um den Erd
durchmesser von einander abstehenden, pa
rallelen Theilungs-Ebenen (Horizonte) im
Mittelpuncte der Erde zusammenfie-
* Diese Gleichheit wird durch den Umstand
außer Zweifel gesetzt, daß zwei, also um
den ganzen Erddurchmesser von einander
getrennte Beobachter dennoch den oder
die nämlichen Fixsterne gleichzeitig,
ein jeder in se i n e m Horizonte haben.
Seyen Fig. 3. der Tafel XIV. hr und
h' r' die beiden, um den Erddurchmesser
6 6' von einander abstehenden Horizonte
(parallelen Horizontal-Ebenen), z. B.
(vergl. unten) die die Pole tangirenden
Ebenen, so erscheint der Fixstern 8 in
diesen beiden Horizonte» gleich
zeitig, eben weil 6 6' gegen des Sterns
unermeßliche Entfernung zu einem Puncre
zusammen schwindet. Als dieser Punct
kann aber der Erdmiitelpunct 6 ange
nommen werden, durch den (der wahre
Horizont) die wahre Theilungs-Ebene
HR geht, welche allein die Erd - und
Himmelskugel zugleich in zwei gleiche
Halbkugeln zertrennt, wogegen die Thei
lung durch hr oder h'r' augenscheinlich
ungleiche Kugelhalflen geben müßte,
wenn nicht diese beiden „scheinbaren" Ho
rizonte, wegen der angeführten relativen
Kleinheit von 6 6', als mit dem „wah
ren" 5porizonte H R zusammfallend zu be-
trachten wären. — Das ganze Geheim
niß der sphärischen Astronomie be
ruhet, wie ich schon so oft, und nament
lich im Art. Breite (geographische),
S. 135., hervorgehoben habe, darauf,
daß die (eingebildete) Himmels-Hohlku
gel (der Gestirnhimmel) als cvncen-
t risch mit der (vergl. hinten) frei in
ihr schwebenden Erdkugel gedacht werden
muß, und so weit »o» der letzreren ent-