Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Abend bezeichnet sowohl die Zeit wann, als die Gegend wo die 
Sonne und die Gestirne untergehen. Man bezeichnet diese Richtung 
oder Weltgegend meist durch Westen. Wenn man sich mit dem 
Gesichte nach der Richtung wendet, wo die Sonne um Mittage steht, 
so liegt Westen rechts. 
Abenddämmerung, s. Dämmerung. 
Abendpunkt oder Westpunkt ist einer der 4 Hauptpunkte des 
Horizonts und liegt da, wo auf der Abeudseite der Aequator (s. diesen) 
den Horizont schneidet. Zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen geht 
die Sonne im Abendpunkte unter. 
Abendroth oder Abendröthe heisst der herrliche feuerfarbige Glanz, 
welcher nach Sonnenuntergang häufig einen grossen Theil des west 
lichen Himmels bedeckt. Am prachtvollsten zeigt sich die Abendröthe 
bei tief blauem Himmel, wenn nur einzelne Wölkchen in dem Azur 
des Firmaments schwimmen: man erblickt dann die herrlichsten feuer- 
rotlien und purpurfarbenen Nuancen; dagegen nimmt die ganze Erschei 
nung einen blassem, gelblichen Ton an, wenn die weissliche Farbe der 
Luft anzeigt, dass die Atmosphäre sehr mit Dünsten beladen ist. 
Analog der Abendröthe zeigt sich vor Sonnenaufgang die Morgen- 
röthe (s. diese). Beide Erscheinungen haben eine und dieselbe Ursache 
und zwar muss mau diese, wie schon Forbes vermuthete, in dem 
atmosphärischen Wasserdampfe suchen. Befindet sich dieser letztere 
im Zustande eines vollkommenen Gases, so ist er durchaus farblos und 
durchsichtig; in dem Maasse, wie er sich mehr verdichtet, wird er röth- 
lich, bis er im Zustande vollständiger Nebelbläschen durchscheinend, 
ja ganz undurchsichtig wird. Sorby geht davon aus, dass der Wasser 
dampf, im Zustande seiner vollkommenen Durchsichtigkeit, mehr rothe 
Strahlen absorbirt als solche von andern Farben. Solcher Wasserdampf 
findet sich durchgängig nur in den höchsten Luftschichten, während 
die tieferen Theile der Atmosphäre blaue Strahlen in grösserer Menge 
absorbiren und die rothen durchgehen lassen. Beim Auf- und Unter 
gänge der Sonne haben ihre Strahlen ungefähr einen Weg von 40 geogr. 
Meilen in der Atmosphäre zu durchlaufen, in der mittleren Höhe von 
etwa 5000 Fuss, um eine in dieser Höhe befindliche Wolke zu treffen. 
Auf diesem langen Wege durch sehr dichte, theilweise mit undurch 
sichtigen Molekülen angefüllte Luftschichten werden die blauen Strahlen 
sehr viel stärker absorbirt als die rothen und die Wolke erscheint 
Klein, Astronomie. 
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