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Erde.
Veränderung aber findet in demselben Maasse statt als der Beobachter
seinen Standpunkt in der Richtung von Norden nach Süden verändert. Bei
Mondfinsternissen erscheint der Schatten der Erde auf der Mondscheibe
stets als Theil eines Kreises, nicht minder erblickt man mit blossem Auge
die Gestalten der Sonne und des Mondes rund und das Fernrohr zeigt
dasselbe für die Planeten, also wie es die Gestalt der Kugel erfordert.
Die Analogie lässt also auch hier auf eine ähnliche Gestalt der Erde
schliessen. Alle diese Beweise, die sich leicht vermehren Hessen,
zeigen mit Evidenz, dass die Erde im Grossen und Ganzen die Gestalt
einer Kugel besitzt. Genauere Messungen, worüber das Nähere in dem
Artikel Gradmessungen, ergeben aber auch, dass die Gestalt der
Erde nicht ganz genau diejenige einer Kugel ist, sondern dass sie vielmehr
an zwei diametral entgegengesetzten Punkten ■— den Umdrehungspolen —
um einen geringen Betrag abgeplattet ist. Diese Abplattung der Erde
ist übrigens so unbedeutend, dass sie bei einer bildlichen Darstellung
gar nicht berücksichtigt zu werden braucht, denn sie beträgt nur ’/ 289 ,
um welchen der Polardurchmesser der Erde kleiner ist als der aequa-
toreale. Der Aequatordurchmesser der Erde beträgt 17l8 9 /j 0 , der
Polardurchmesser 1.7l2 9 /, 0 , der Umfang des Aequators 5400 geogr.
Meilen. Die gesannnte Erdoberfläche umfasst 9,260510 '/ 2 Quadrat
meilen, der körperliche Inhalt 2619,900000 Kubikmeilen. Berücksich
tigt man die mathematische Eintheilung der Erdoberfläche in Zonen,
die als heisse, gemässigte und kalte schon in den Anfangsgründen der
Erdbeschreibung unterschieden w r erden, so erhält man für die
Oberfläche der heissen Zone .... 6,678,250 geogr. Q.-Meilen,
„ jeder gemässigten Zone 2,403,991 „
„ „ kalten Zone . . . 387,139 „
Die mittlere, d. h. durchschnittliche Dichtigkeit der Erde ist 5-
bis 6mal grösser als diejenige des Wassers. Da nun an der Erdober
fläche im Durchschnitt Körper von so grosser Dichtigkeit nicht
Vorkommen, so muss das Erdinnere, besonders gegen den Mittelpunkt
hin, ungemein dicht sein.
Für die Erdoberfläche dient zur geogr. Ortsbestimmung seit Alters
ein rechtwinkeliges Coordinatensystem. Wenn hierbei für die geogra
phische Breite, d. h. für den Winkel zwischen einem gegebenen
Orte und dem Aequator keiner Unbestimmtheit Raum gelassen ist, so
gilt dies, der Natur der Sache nach, nicht von der andern Coordinate,
welche die geographische Länge bezeichnet. Einen allgemeinen Anfangs
punkt der Zählung giebt es hier ebenso wenig als eine einzige Rich
tung, nach welcher hin die Meridiane gezählt werden. Es ist diese
Unbestimmtheit schon mehrfach eine Quelle bedauerlicher Irrthümer
geworden und verdiente um so eher beseitigt zu werden, als die heu
tige wissenschaftliche Geographie ein so unermessliches Gebiet zu bear
beiten hat, dass jede Vereinfachung, die möglich ist, geboten erscheint.
Die hauptsächlichsten Meridiane, von denen aus als Anfangspunkten man
zu zählen pflegt, sind, bezogen auf den in Deutschland üblichen Meri
dian von Ferro, folgende: