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Faye — Fernrohr.
Körper in der 1. Secunde 1 Fuss, in der 2. Secunde 3 Fuss, in der
3. Secunde 5 Fuss u. s. w. zurücklegen.
Die Geschwindigkeit eines auf einer schiefen Ebene herabfallenden
Körpers ist au jeder Stelle derselben derjenigen gleich, welche er durch
den senkrechten Fall bis zu derselben Tiefe erlangt haben -würde.
Es wurde oben bemerkt, dass der Fallraum in der ersten Secunde
etwa 15 Fuss beträgt. Diese Zahl ist nur eine näherungsweise, weil
die Fallräume auf der nicht genau kugelförmigen und um ihre Axe
rotirendeu Erde nicht überall gleich sind. Die Fallgeschwindigkeit
nimmt nämlich mit wachsender Entfernung vom Erdmittelpunkte ab;
sie muss daher an den Polen, welche dem Erdcentrum näher sind als
der Aequator, grösser sein als an diesem letztem. Dazu kommt, dass
auch die Schwung- oder Centrifugalkraft (s. Centralkraft), der
Fffllgeschwindigkeit entgegenwirkt. Diese Centrifugalkraft nimmt aber
vom Aequator beiderseits gegen die Pole hin ab und beide Ursachen
bewirken daher, dass die Fallgeschwindigkeit an den Polen grösser ist
als am Aequator und überhaupt um so grösser, je mehr man sich vom
Aequator entfernt.
Faye, August Etienne Albans, verdienter Astronom, geboren am
1. Oktober 1814 zu Benoît du Sault im Departement Indre, wurde
unter Arago Adjunct der Pariser Sternwarte, dann Professor der
Astronomie an der Polytechnischen Schule und seit 1847 Mitglied der
Akademie der Wissenschaften in Paris. Entdeckte am 22. Nov* 1843
den nach ihm benannten Kometen von kurzer Umlaufszeit, berechnete
mehrere andere Kometen, sowie Sonnenfinsternisse. Faye ist mehr
spekulativer Astronom als Beobachter; seine vielen Theorien über astro
nomische Erscheinungen sind bisweilen sehr glücklich, vielfach haltlos,
immer aber scharfsinnig ausgedacht und geschickt durchgeführt.
Fernei, Jean, geb. 141)7 zu Clermont, gest. 20. April 1558 zu
Paris, war Arzt, beschäftigte sich aber mehr mit astronomischen Stu
dien, niaass einen Gradbogen, der die Länge des Breitengrades ziemlich
richtig angab und schrieb verschiedene medicinische Schriften. Er
wurde später Leibarzt Heinrich’s III. von Frankreich.
Fernrohr, Fernglas, Telescop, werden diejenigen optischen Instru
mente genannt, mittels deren man entfernte Gegenstände vergrössert
und dadurch scheinbar näher gerückt erblickt. Man unterscheidet
dioptrische und katoptrische Fernrohre, je nachdem bei denselben
die Lichtstrahlen im Durchgänge durch Glaslinsen gebrochen oder von
polirten Spiegeln zurückgeworfen werden. Die letztere Art von Fern
rohren wird Spiegeltelescop genannt und unter diesem Artikel
näher beschrieben. Hier beschäftigen wir uns nur mit den dioptri-
schen Fenirohren, die man, falls sie grössere Dimensionen besitzen,
auch Refractore zu nennen pflegt. Den Haupttheil dieser Fernrohre
bilden die Glaslinsen, kreisrunde, entweder von zwei kugelförmigen oder
einer kugelförmigen oder ebenen Fläche begrenzte Glaskörper. Man
unterscheidet zwei Arten dieser Linsen für Fernrohre, Sammel- und
Zerstreuungslinsen. Die ersteren sind in der Mitte dicker als am
Rande, die letzteren sind am Räude dicker als in der Mitte, jene wer