Feuerkugel.
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Einige Meteore zerplatzen ohne Detonationen, wie z. B. die am
13. November 1849 in Rostock, Wismar, Jever und Oldenburg ge
sehene grosse Feuerkugel. Bei weitem die Meisten verursachen beim
Zerspringen indess ein Getöse, welches in vielen Fällen als vod furcht
barer Stärke geschildert wird; so ein am IG. März 1822 um 10 Uhr
5 Minuten Abends in Richmond (Virginien) gesehenes Meteor; der am
14. Juli 1860 um 2 Uhr 14 Minuten Nachmittags bei Dhurmsala im
Panjab niedergefallene Meteorit; der am 3. Februar 18G0 um 11 Uhr
45 Minuten Morgens beim Dorfe San Giuliano vecchio in der Nähe
von Alessandria gefallene Aerolith, dessen Detonationen man in Ales-
sandria, Mailand, Novi, Toskana und Novara vernahm. Die Detonation
des grossen Meteors vom 4. März 1863 wurde über 30 Meilen weit
vernommen. — Die Feuerkugeln ziehen bei ihrem Laufe durch die Lüfte
meist einen mehr oder minder glänzenden Schweif von konischer Form
nach sich. Die Länge der Schweife ist verschieden. Die Farbe der
Schweife ist meist weiss oder roth, nicht selten phosphorartig. Bei
hellem Himmel zeigt er sich als weissgraue Rauch- oder Nebelmasse,
wie bei dem Meteor, w r elches am 28. Juni 1862 an vielen Orten der
Schweiz gesehen Avurde. Am 21. October 1863 sah man in Leipzig
eine Feuerkugel, welche einen grünlichgelben, schliesslich in Fun
ken sich auflösenden Schweif nach sich zog. Die Feuerkugel vom
17. December 1857 besass einen glänzend rothgelben Schweif; ebenso
war der Schweif des Meteors vom 3. Februar 1856 von feuerrother,
gegen das Ende zu aber schwarzrotlier Farbe. Die hellblaue Feuer
kugel, welche am 13. September 1824 in Petersburg gesehen wurde,
besass einen langen leuchtenden Schweif von derselben Färbung. Doch
scheint die Farbe des Schweifes nicht immer mit derjenigen der Kugel
selbst übereinzustimmen. Uebrigens gilt hiervon das Nämliche, was
bereits über die Farben der Meteore gesagt wurde: die meisten Beob
achter stimmen in ihren Angaben nicht überein, sei es nun, dass die
Färbung sich wirklich ändert, oder aus Ursachen, welche der Individua
lität des Beobachters ihr Entstehen verdanken, oder endlich, wie es
am wahrscheinlichsten ist, aus beiden Gründen.
In neuester Zeit hat man begonnen, die Schweife im Fernrohre
zu verfolgen und hierdurch sehr überraschende Resultate in Beziehung
auf die Sichtbarkeit und die seltsamen Gestaltveränderungen, welche
dieselben zeigen, erhalten. Die Beobachtungen ergeben, dass die Dauer
der Sichtbarkeit des Schweifes (wenigstens für das blosse Auge) durch
aus nicht im Zusammenhänge steht mit dem Glanze oder der Farbe
der Feuerkugel selbst; es gibt sehr glänzende Meteore, deren, bisweilen
langer Schweif, schon nach einigen Secuuden erlöscht, während der
selbe bei weniger glänzenden Feuerkugeln Minuten lang sichtbar bleibt.
Man hat früher wohl bisweilen angenommen, dass der Schweif der
Feuerkugeln nur eine subjective Erscheinung, eine im Auge des Beob
achters entstehende Täuschung sei, hervorgerufen durch den schnellen
Flug des glänzenden Meteors. In der That scheint diese Annahme
für den ersten Augenblick gar manches für sich zu haben. Schwingt
man ein Stück glühender Kohle rasch im Kreise herum, so erblickt