Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Fixsterne. 
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da man offenbar für die südliclie Himinelshälfte die gleiche Sternen- 
fülle wie für die nördliche annehmen muss. Die so eben angegebene 
ungeheure Zahl ist übrigens gleichwohl kleiner als die wirkliche An 
zahl der Sterne, denn es existiren thatsächlich noch zahllose Fixsterne 
jenseits der 16. Grössenklasse, wie sich bei Untersuchung des Him 
mels mittels der allergrössten Teleskope gezeigt hat. 
Betrachtet man die Vertheilung der Fixsterne 1. bis 10. Grösse 
am Himmelsgewölbe, so erkennt man bald, dass diese keineswegs eine 
regelmässige ist, sondern, dass vielmehr nach einer gewissen Richtung 
hin die Sterne am zahlreichsten auftreten. Die Maxima der Sternfülle 
gruppiren sich im Himmelsäquator um die Punkte von 6 h 40"' und 
18 h 40 m Rectascension. Denkt man sich die Zahlen für die Sternfülle 
in den einzelnen Stunden der Rectascension am Rande einer kreisför 
migen Scheibe versinnlicht, so findet man, dass die Linie, welche die 
Punkte grösster Sternfülle am Rande mit einander verbindet, nicht 
genau durch den Mittelpunkt der Scheibe (den die Sonne einnimmt) 
geht, sondern um einen, wenn auch geringen Betrag davon abweicht. 
Der Mittelpunkt dieser Sehne ist der wahre Centralpunkt für die Stern- 
gruppirung und von ihm aus liegt die Somie in der Richtung des 
Rectascensionskreises von 13 h ab. Die Maximalpunkte der Sternenfülle 
fallen fast ganz genau mit der Lage der Milchstrasse im Aequator 
zusammen. Schon Huygens hat mit seinen grossen Fernrohren ge 
funden, dass wenigstens einzelne Theile der Milchstrasse in Sterne 
aufgelöst werden können; die spätem Untersuchungen von Wilhelm 
Ilerschel haben aber gezeigt, dass der ganze Sternenring der Milch 
strasse nur eine Anhäufung unzählbarer Sterne ist. 
Wenn es sich oben herausstellte, dass die Lage der Sonne gegen 
den Sterneugürtel etwas excentrisch ist und zwar in der Richtung gegen 
das "Sternbild der Jungfrau, so bestätigt sich dies in dem Zuge der 
Milchstrasse, deren Nordpol 12 h 38 m Rectascension und 31,5° nördl. 
Declination besitzt. Struve findet es daher ausser Zweifel, „dass die 
Erscheinung der Sternhäufung oder Condensation aufs engste mit der 
Natur der Milchstrasse verbunden ist, oder vielmehr, dass diese Con 
densation und der Anblick der Milchstrasse identische Erscheinungen 
sind” und fährt dann fort: „Herschel hat 1817 bewiesen, dass die 
Milchstrasse unergründlich für sein vierzigfüssiges Teleskop ist. Die 
nämliche Unsicherheit über die Gränzen der sichtbaren Sterne existirt 
in allen andern Richtungen des Himmelsgewölbes, also auch gegen die 
Pole der Milchstrasse hin. Nirgendwo sind wir im Stande, die letzten 
Sterne zu unterscheiden. Hieraus folgt, dass, wenn wir alle die Sonne 
umgebenden Fixsterne ein grosses System bilden sehen, nämlich eben 
jenes der Milchstrasse, wir in vollkommener Unkenntniss über seine 
Ausdehnung sind und daher nicht die geringste Idee über die äussere 
Form dieses ungeheuren Systems besitzen.” Diese letztem Behauptun 
gen Struve’s sind übrigens keineswegs als erwiesen anzusehen. Wenn 
es auch dem vierzigfüssigen Teleskope IlerscheUs nicht gelang, die 
äussersten Gränzen der Milchstrasse zu erreichen, so folgt daraus durch 
aus nicht, dass dies ebenso unmöglich für die Gegenden um die Pole
	        
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