Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

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Foucault’s Pendelversuch. 
schwingt in einem Kreisbogen, dessen Ebene wohl bestimmt ist und 
wegen des Beharrungsvermögens der Materie, eine unveränderte Lage 
im Raume bewahrt. Wenn also diese Schwingungen eine gewisse Zeit 
hindurch andauern, so wird die Bewegung der Erde, die sich unauf 
hörlich von West nach Ost dreht, sichtbar durch den Contrast mit der 
Unbeweglichkeit der Schwingungsebene, die eine übereinstimmende Be 
wegung mit der scheinbaren der Himmelskugel zu besitzen scheint. 
Wenn die Schwingungen sich 24 Stunden lang fortsetzen, so wird ihre 
Ebene eine volle Drehung um den Aufhängepunkt ausführen. 
Das sind die idealen Bedingungen, unter welchen die Axendrehung 
der Erde für das beobachtende Auge sichtbar wird. Allein in der 
Wirklichkeit ist man genötliigt, einen Stützpunkt auf einem sich be 
wegenden Boden zu nehmen, die Stücke, an welche man das obere 
Ende des Pendelfadens befestigt, können der täglichen Bewegung nicht 
entzogen werden. Man könnte daher im ersten Augenblicke fürchten, 
dass diese, dem Faden und der Pendelmasse mitgetheilte Bewegung, 
die Richtung der Schwingungsebene ändere. Indess weist hier die 
Theorie keine ernste Schwierigkeit nach und anderntheils hat der Ver 
such gezeigt, dass man den Faden, sobald er nur rund und homogen 
ist, ziemlich rasch in diesem oder jenem Sinne um sich selbst drehen 
kann, ohne merklich auf die Lage der Schwingungsebene einzuwirken, 
so dass also der eben beschriebene Versuch unter dem Pole in seiner 
ganzen Reinheit gelingen muss.” 
Foucault ging nun darauf über, nachzuweisen, welchen Einfluss 
der Abstand eines beliebigen Ortes der Erdoberfläche von einem der 
beiden Pole auf die Drehung der Schwingungsebene des Pendels aus 
übt. Er kam zu dem richtigen Resultate, dass die Winkelbewegung 
der Schwingungsebene gleich ist der Winkelbewegung der Erde multi- 
plicirt mit dem Sinus der geographischen Breite. Am Aequator ist 
demnach die scheinbare Drehung der Schwingungsebene Null oder es 
findet gar keine Drehung derselben statt. Um diese theoretischen 
Resultate zu prüfen, liess Foucault in den Scheitelpunkt eines Keller 
gewölbes ein starkes gusseisernes Stück einsetzen, welches den Trag 
punkt für den Aufhängefaden lieferte, der mitten aus einer kleinen, 
gehärteten Stahlmasse hervortrat, deren freie Oberfläche vollkommen 
horizontal war. Dieser Faden bestand aus einem Stahldraht von 6 /io 
bis n / 10 Millimeter Durchmesser. Er hatte eine Länge von 2 Metern 
und trug am untern Ende eine abgedrehte und polirte Messingkugel, 
die überdies so gehämmert war, dass ihr Schwerpunkt mit ihrem Mittel 
punkte zusammenfiel. Diese Kugel wog 5 Kilogramm und sie besass 
unten eine spitze Verlängerung, welche scheinbar die Fortsetzung des 
Aufhängefadens bildete. Um die Kugel, die keine drehende Schwin 
gungen um sich selbst mehr machte, in Schwingungen zu versetzen, 
wurde ein Faden herumgeschlungen, dessen anderes Ende an einem 
festen Punkte in der Mauer, in geringer Höhe über dem Boden an- 
geknüpft war. Die Grösse des Schwingungsbogens betrug gewöhnlich 
15 bis 20 Grad. Sobald die Kugel des Pendels vollständig ruhig war, 
wurde der Faden an irgend einem Punkte seiner Länge abgebrannt,
	        
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