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Foucault.
Ost nach "West dreht, eine sichtbare Anzeige der täglichen Umdrehung
des Erdkörpers um seine Axe bildet. Dieses Pendel - Experiment als
sinnlicher, fast möchte man sagen greifbarer Beweis, für die Umdre
hungs-Bewegung unserer Erde, lenkte die allgemeinste Aufmerksamkeit
auf den Mann, der es erdacht hatte. Am 11. December 1850 erfolgte
die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion. Napoleon schenkte dem
genialen Physiker 10,000 Frcs., eine Summe, über die Foucault aus
schliesslich im Interesse der Wissenschaft verfügte. „Er nahm,” sagt
Donne, „bisweilen seine Zuflucht zu dieser Kasse, aber stets mit
Vorsicht und sorgte dafür, dann eine Audienz zu erbitten, um seinen
hohen Beschützer zum Augenzeugen seiner interessanten Versuche zu
machen.”
Die Thüren der französischen Academie hatten sich dem viel
genannten, aber noch mehr verheissenclen Physiker geöffnet; seine Thä-
tigkeit erlahmte hierdurch keineswegs, im Gegentheil sehen wir, wie
Foucault sich an immer grossem und schwierigem Problemen ver
sucht und sie glücklich zu Ende führt. In dieser Hinsicht verdient
seine Messung der Lichtgeschwindigkeit und hierdurch des Abstandes
der Erde von der Sonne den ersten Rang. Die Keime dieser Arbeit
gehen bis zum Jahre 1850 zurück, wo Foucault der französischen
Academie das Resultat eines Differential-Versuchs über die Geschwin
digkeit des Lichtes in zwei Medien von ungleicher Dichte mittheilte
und zugleich anzeigte, dass später dasselbe, auf die Anwendung eines
schnell rotirenden Spiegels gegründete Verfahren, zur Messung der ab
soluten Geschwindigkeit des Lichtes im leeren Raum gedient habe.
Während er in solcher Weise thätig war, die Gränzen der Wissen
schaft zu erweitern, blieb sein Augenmerk gleichzeitig nicht weniger
auf Vervollkommnung derjenigen optischen Instrumente gerichtet, die
in grösseren Dimensionen die ganze civilisirte Welt nur aus Deutsch
land beziehen kann, nämlich der grossen Fernrohre. Trotz aller Lob
preisungen ihrer optischen Künstler ist man bis zur heutigen Stunde
in Frankreich durchaus nicht im Stande, grosse Refractore herzustellen,
welche mit denjenigen, die von München aus nach allen Welttheilen
versandt werden, concurriren können. Foucault fühlte diesen Uebel-
stand mehr als irgend ein Anderer und mit Eifer warf er sich darauf,
demselben Abhülfe zu schaffen. Bald gelangte er indess zu dem Resul
tate, dass an die Herstellung grosser Refractore nicht zu denken sei,
so lange man in Frankreich die Kunst, fehlerfreies optisches Glas in
grösseren Dimensionen herzustellen, nicht verstehe. Die Fabrications-
methode dieses Glases wird bekanntlich in der optischen Anstalt zu
München als tiefstes Geheimniss bewahrt. Foucault warf sich des
halb darauf, Spiegelteleskope zu verfertigen, deren Spiegel aus Glas
bestehen, das von Innen auf chemischem Wege mit einer sehr dünnen,
aber ausgezeichnet lichtstarken Silberschicht überzogen ist. Es gelang
ihm dies auch auf so ausgezeichnete Weise, dass er mit dem Ge
danken umging, gleich dem älteren Herschel mit der Anfertigung
der Spiegelteleskope immer weiter und weiter zu gehen. Zunächst
wollte er einen Spiegel von 1,2 Meter oder 44 '/ 3 Zoll Durchmesser