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Gravitation.
60 Erdhalbmesser vom Mittelpunkte der Erde entfernt ist, so ist dort
die Anziehung der Erde -wx -—ttk = von der Anziehung an der
bü X 60 obüü
Erdoberfläche. Da ferner die Fallräume sich wie die Quadrate der
Fallzeiten verhalten (s. Fall d. Körper), so muss der Mond den
selben Raum in einer Minute fallend durchlaufen, welchen ein Körper
an der Erdoberfläche in einer Secunde durchfällt — falls überhaupt
die Anziehung der Erde es ist, welche den Mond in seiner Bahn
erhält.
Der Mond durchläuft in jeder Minute am Himmel einen Winkel
von 32,874" und dieser Winkel umfasst linear gemessen 0,000150378
des Halbmessers der Mondbahn, oder da dieser etwas über 60 Erd
halbmesser beträgt, 0,009588 des Erdradius. Nimmt man den mittleren
Erdradius zu 19,610,000 Pariser Fuss an, so ergiebt sich endlich die
lineare Länge des von dem Monde in einer Minute durchlaufenen
Weges zu 188,021 Pariser Fuss. Um hieraus die Grösse des senk
rechten Falles des Mondes gegen die Erde abzuleiten, hat man nur
die lineare Länge des durchlaufenen Bogens mit sich selbst zu multi-
pliciren und das Product durch den Durchmesser der Mondbahn zu
dividiren. Führt man diese kleine Rechnung aus, so ergiebt sich für
die Grösse des Falles des Mondes gegen die Erde in einer Minute der
Werth von 14' 10" 10'". Diese Grösse muss nach dem Eingangs
Gesagten, dem Fallraum der Körper in der ersten Secunde an der
Erdoberfläche gleich sein, wenn die Anziehung der Erde den Mond in
seiner Bahn erhält. In der That ergiebt sich der Fallraum der Körper
in der ersten Secunde an der Erdoberfläche im Mittel zu etwa
15 Pariser Fuss und die Uebereinstimmung ist daher eine solche, wie
man sie nur immer wünschen kann. New r ton Avar Anfangs übrigens
nicht in der Lage, seine Rechnung mit der Wirklichkeit in Ueberein
stimmung zu sehen. Er kannte Anfangs den richtigen Werth für die
Grösse des Erdhalbmessers nicht, nahm diesen zu klein an und
erhielt als Fallraum des Mondes in der Minute gegen die Erde etAA r a
13V3 Fuss, so dass er zu dem Schlüsse gelangte, die Anziehung der
Erde sei nicht im Stande den. Mond in seiner Bahn zu halten. Erst
im Jahre 1682 erhielt Newton durch Picard’s Gradmessung genauere
Werthe für die Grösse des Erdhalbmessers, und fand seine früheren
Vermuthungen glänzend bestätigt — die grosse Entdeckung der allge
meinen SchAvere war gemacht.
NeAvton blieb übrigens nicht bei dem bis jetzt Erlangten stehen;
im Besitze ausgedehnter mathematischer Kenntnisse und einer ganz
neuen mathematischen Untersuchungsmethode (der höheren Analysis)
ging er auf dem betretenen Wege weiter, zeigte, dass die Grösse der
Anziehung zwar dem Quadrate der Entfernung, gleichzeitig aber auch
der Masse des anziehenden Körpers proportional sei, zeigte, dass die
Anziehung einer homogenen Kugel auf einen Punkt ausserhalb der
selben so wirkt, Avie wenn ihre gesammte Masse im Mittelpunkte ver
einigt sei, leitete als nothwendige Folgen seines Gravitationsgesetzes