Herbstnachtgleiche — Herschel.
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misch mit dem Eintritte der Sonne in das Zeichen der Waage, am
23. September beginnt, und mit dem Eintritte der So»nne in das Zeichen
des Steinbocks, am 21. December, schliesst. Am 23. September er
reicht die Sonne bei ihrer südwärts gerichteten Bewegung zum zweiten
Male im Jahre den Aequator, macht Tag und Nacht gleich und wendet
sich immer mehr südwärts, bis sie am 21. December ihren tiefsten
Stand südlich тот Aequator (ihre grösste südliche Declination) er
reicht und sich wieder dem Aequator zu nähern beginnt.
Für die südliche Halbkugel der Erde beginnt der Herbst, wenn
sich die Sonne im Aequator befindet und denselben nordwärts über
schreitet, und er endigt für sie, wenn die Sonne ihren grössten nörd
lichen Abstand vom Aequator erreicht hat. Man sieht leicht ein, dass
der Herbst der südlichen Halbkugel hiernach mit unserm Frühlinge zu
sammenfällt, indem er am 20. März beginnt und am 21. Juni endigt.
Der Herbst der südlichen Hemisphäre dauert also, astronomisch
genommen, vier Tage länger als unser Herbst, und zwar aus dem
Grunde, weil die Sonne in den Monaten März bis Juni eine geringere
Winkelgeschwindigkeit in der Ekliptik besitzt als in den Monaten
September bis December, also um gleich grosse Bogen am Himmel zu
durchlaufen, in den erstgenannten Monaten einer etwas längeren Zeit
dauer bedarf.
Herbstnaclitgleiche , die Zeit für die nördliche Halbkugel, wenn
die Sonne auf ihrer südwärts gerichteten Bewegung zum zweiten Male
im Jahre den Himmelsaequator erreicht, für die ganze Erde Tag und
Nacht gleich macht und der Herbst seinen Anfang nimmt. Es ge
schieht dies für die nördliche Halbkugel am 23. September.
Herbstpunkt, derjenige der beiden Durchschnittspunkte des Aequa-
tors mit der Ekliptik, in welchem sich die Sonne am 23. September
befindet. Dieser Punkt liegt im Anfangspunkte des Zeichens der
Waage, im Sternbilde der Jungfrau. Der Herbstpunkt steht dem
Frühlingspunkte diametral gegenüber, und da man sowohl Länge als
Rectascension von letzterm ab zählt, so beträgt sowohl die Länge als
die Rectascension des Herbstpunktes 180° oder I5 h .
Herschel, Friedrich Wilhelm, der grösste astronomische Entdecker
aller Jahrhunderte, geb. am 15. November 1738 zu Hannover als der
Sohn eines Musikers, gest. am 25. August 1822 zu Slough bei Windsor.
Anfänglich Hautboist bei einem Hannoverschen Truppencorps und von
mangelhafter wissenschaftlicher Vorbildung, ging er mit dem Regimente
1757 nach London, ward darauf Musiklehrer in Leeds, 1765 Organist
zu Halifax und im folgenden Jahre Musikdirector in Bath. Seine
freie Zeit benutzte er zum Studium der Mathematik und kam dadurch
auf die Astronomie, auf deren Fortbildung er einen so wichtigen Ein
fluss ausüben sollte. Um selbst Beobachtungen anstellen zu können,
beabsichtigte er den Ankauf eines Fernrohrs, da indess hierzu seine
Mittel nicht ausreichten, warf er sich mit Consequenz auf die Selbst
anfertigung von Spiegelteleskopen, deren erstes er 1774 auch voll
endete und damit einzelne Planeten beobachtete. Indem er mit der
Verfertigung von Reflectoren immer weiter ging, gelangte er schon vor
Klein, Astronomie. 17