Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

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Herschel. 
1780 in den Besitz von Fernrohren, die an optischer Kraft mit den 
meisten damals überhaupt vorhandenen zu wetteifern vermochten. Am 
Abende des 13. März 1781 glückte es ihm im Bilde der Zwillinge 
einen früher nicht gesehenen Stern wahrzunehmen, der bei starken 
Vergrösserungen eine deutliche Scheibe zeigte. Herschel hielt ihn 
für einen Kometen und meldete seine Auffindung der Royal Society 
in London. Als es sich später herausstellte, dass das neue Gestirn 
ein jenseits des Saturn umlaufender Planet sei, gab er ihm den Namen 
Georgium sidus, zu Ehren seines königlichen Beschützers Georg III., 
doch hat sich diese Benennung nicht erhalten und der Planet wird 
gegenwärtig nach Bode’s Vorschlag allgemein Uranus genannt. In den 
folgenden Jahren entdeckte Herschel noch mehrere Trabanten des 
Uranus (worüber der Artikel Uranus nachzulesen), sowie am 18. Juli und 
28. August 1789 die beiden innersten Monde des Saturn. Ausserdem 
lieferte Herschel zahlreiche Beobachtungen der Planeten sowie der 
Sonne, und entwickelte von den physikalischen Zuständen der letztem 
eine Theorie, die von den Astronomen allgemein angenommen wurde, gegen 
wärtig aber, Hank den Fortschritten der Physik und der Beobachtungs 
kunst, verlassen ist. Das hauptsächlichste Feld für Herschel’s Thä- 
tigkeit war unstreitig der Fixsternhimmel. Von der Idee ausgehend, 
dass nahe bei einander stehende, sogenannte Doppelsterne ein geeig 
netes Mittel zur Bestimmung ihrer jährlichen Parallaxe (s. d.) darbieten 
möchten, wandte er seine Aufmerksamkeit der Beobachtung dieser 
Doppelsterne zu, entdeckte eine unerwartet grosse Anzahl derselben 
und fand schliesslich, dass die Doppelsterne meist Partialsysteme bilden, 
in denen zwei Sonnen um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. 
Ausserdem entdeckte Herschel eine Menge von Sternhaufen und 
Nebelflecken, und verbreitete zuerst einigermaassen richtige Ansichten 
über deren Stellung und Natur. Von besonderer Wichtigkeit sind seine 
Beobachtungen für die Gegenwart, weil sie Anknüpfungspunkte dar 
bieten, um die Ortsveränderungen in den Welträumen durch Ver 
gleichung der neueren Beobachtungen mit ihnen zu constatiren. Eine 
genaue und erschöpfende Darstellung aller Arbeiten HerscheFs existirt 
nicht, die sogenannte Analyse der Arbeiten William Herschel’s, 
welche Arago im Annuaire für 1842 gegeben, und auf die häufig und 
von den verschiedensten Seiten hingewiesen wird, ist durchaus nicht 
erschöpfend und steht heute keineswegs mehr auf der Höhe der 
Wissenschaft. 
Herschel hat auf seiner langen astronomischen Laufbahn durch 
aus keinen Nebenbuhler gehabt, er stand einsam und genial da, gross 
in seinen Anschauungen wie in seinen Instrumenten. Obgleich nur 
im Besitze ziemlich beschränkter mathematischer Kenntnisse und da 
durch bisweilen sein' behindert, war er doch fast allen gleichzeitig- 
lebenden Astronomen überlegen durch den Umfang seines Wissens im 
Allgemeinen. 
Herschel, Caroline Lucretia, geb. am IG. März 1750 zu Hannover, 
gest. am 9. Januar 1848 ebenda, Schwester des grossen Astronomen, 
ging 1772 zu ihm nach Batli, unterstützte ihn in Slough bei seinen
	        
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